Roboter sind nicht die besseren Anwälte
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Während Videoprozesse bereits langsam zum Alltag an Deutschen Gerichten gehören ist die technische Entwicklung des Gerichtsprozesses noch lange nicht am Ende. In Betracht kommen auch Roboter als Anwälte. Bild: dpa
Insbesondere Rechtsanwälte, die schon länger keinen Blick mehr über den Tellerrand gewagt haben, bekommen bei „Robo-Anwälten“ ein mulmiges Gefühl. Aber auch Jurastudenten dürften sich fragen, ob ihre Studienwahl mit dem Ziel, eines Tages Anwalt zu werden, in der Zeit der rasanten Digitalisierung noch ausreichend Perspektive bietet. Gibt es bereits Robot Lawyers, die Anwälten den Job streitig machen?
Robot Lawyers sind allgemein dem Bereich der Legal Tech(nology) zuzuordnen. Diese kann nach einem weiten Verständnis als Informationstechnik definiert werden, die in irgendeiner Weise bei juristischen Tätigkeiten unterstützt. Indessen fehlen Definitionen eines Robot Lawyers bislang. Allgemein kann zwischen einem engen und einem weiten Begriffsverständnis differenziert werden. Bei ersterem könnte man – als juristische Königsdisziplin – die Fähigkeit einer Anwendung voraussetzen, eigenständig Sachverhalte jedes Umfangs rechtlich prüfen zu können, ohne dass die Prüfungsschritte und -ergebnisse programmiertechnisch bereits vorgegeben wurden. Ein weites Verständnis könnte demgegenüber lediglich erfordern, dass der Robot Lawyer einzelne rechtliche Arbeitsschritte ausführen und den Menschen hierbei theoretisch zumindest teilweise ersetzen kann. Ein solch weites Verständnis wird hier zugrunde gelegt. So kann von einem Robot Lawyer bereits gesprochen werden, wenn eine Anwendung imstande ist, eigenständig juristische Tätigkeiten, die auch in den Tätigkeitsbereich eines Rechtsanwalts fallen, zu erledigen. Dazu zählen etwa Teilschritte der rechtlichen Subsumtion oder Sachverhaltsermittlung, die Recherche oder der Entwurf von Rechtsdokumenten wie Verträgen.
Praxisbeispiel eines Robot Lawyers
Das international bekannteste Beispiel eines Robot Lawyers ist noch immer Ross – auch wenn der Dienst wegen finanzieller Folgen eines Rechtsstreits mittlerweile eingestellt werden musste. Ross – eine von Informatikern und einem Anwalt entwickelte Software auf Basis der IBM-Anwendung Watson – bot zahlreiche Features, die Anwälte im Berufsalltag unterstützen sollten. So konnte der Anwender Ross rechtliche Fragen in natürlicher Sprache stellen, wie er es auch gegenüber einem (menschlichen) Kollegen tun würde. Darüber hinaus war Ross imstande, bei Markierung von Textpassagen nach Rechtsprechung mit ähnlichen Inhalten zu suchen, Dokumente zu analysieren und veraltete Rechtsprechung zu erkennen. Ross griff dazu auf umfassende Informationen zum US-Recht zu, insbesondere das umfangreiche Case Law.
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