The Nature of Time
Die Geschichte einer großen Marke
Was ist das Wesen der Zeit? Unsichtbar ihrer Natur nach, zeigt sie sich in den stetigen Veränderungen der Natur. Sie fließt wie das Wasser eines Flusses, ergießt sich wie das morgendliche Sonnenlicht über einem Tal oder zieht ihre Bahnen in Form der Planeten am nächtlichen Firmament. Niemand kann diesen Prozess aufhalten, niemand eingreifen. Was wie das Allernatürlichste erscheint, ist für Uhrmacher eine Lebensaufgabe: die verstreichende Zeit so präzise wie möglich zu messen und ihr ein Gesicht zu geben, sie zum täglichen Begleiter der kleinen und großen Momente im Leben zu machen.
In Japan sind das nicht nur schöne Worte. Der Zeitbegriff beinhaltet eine Verpflichtung, nämlich die, hingebungsvoll zu leben. Man pflegt dort bis heute den Begriff der Takumi, jener außerordentlichen Handwerksmeister, die sich erst nach rund 60 000 Stunden Hingabe als wahre Könner ihres Faches präsentieren. Die Leidenschaft, mit der sie ihrem Beruf nachgehen, kennt kein Ende.

Der endlosen Herausforderung, die besten und präzisesten Uhren der Welt zu bauen, hat sich auch Grand Seiko verschrieben. In den Uhren spiegelt sich die Spitze des japanischen Uhrenbaus wider. In deren Ateliers in den Bergen Japans entwickeln teils jahrzehntelang ausgebildete Uhrmacher mechanische Meisterwerke. Vor zehn Jahren als eigenständiges Unternehmen aus dem Mutterkonzern Seiko ausgegründet, beging man 2020 bereits sein sechzigjähriges Markenjubiläum. Der Name geht zurück auf eine ganz besondere präzise mechanische Armbanduhr – die erste Grand Seiko aus dem Jahr 1960. Ursprünglich nur dem japanischen Markt vorbehalten, sind die Modelle seit 2010 auch in der westlichen Hemisphäre zu haben und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei Sammlern. Vor drei Jahren wurde ein neues Kapitel in der Geschichte von Grand Seiko aufgeschlagen: Mit einer deutlich größeren Kollektion wurde Grand Seiko als eigenständige Marke etabliert. In 2020 folgte die Gründung einer europäischen Vertriebsgesellschaft mit Sitz in Paris.
Einige kennen an Grand Seiko vielleicht nur den zweiten Teil des Namens, der historisch mit einer besonderen Erfindung verbunden ist: Am ersten Weihnachtstag des Jahres 1969 präsentierte Seiko die erste Quarz-Armbanduhr der Welt. Wenige wissen: Auch dieser Namensteil war immer dem Wunsch nach der genauesten Armbanduhr gewidmet. Die erste Quarzuhr stellte über Nacht fast 300 Jahre Uhrmacherei in den Schatten: Statt um Minuten wichen diese Modelle nur um wenige Sekunden pro Monat von der tatsächlichen Zeit ab. Diese Revolution sollte das Mutterhaus für viele Jahre zum größten Uhrenhersteller der Welt machen und veränderte die moderne Zeitmessung für immer. Ohne die Hingabe der Seiko-Ingenieure, die präzisesten Uhren der Welt zu bauen, wäre auch die zweite Erfolgsgeschichte von Grand Seiko undenkbar.

Bis die erste Grand Seiko das Licht der Welt erblickte, hatte der Firmengründer von Seiko, Kintaro Hattori, bereits sein ganzes Leben modernen Uhren gewidmet. Mit nur 21 Jahren gründete er 1881 ein kleines Uhrengeschäft in Tokio, später folgte eine Fabrik namens Seikosha, die 1892 die erste Wanduhr und 1895 die erste Taschenuhr Japans herstellte. Er fertigte ebenso 1913 die erste Armbanduhr und 1929 auch die erste Eisenbahnuhr des Landes. Der Firmenname ist Programm: Übersetzt bedeutet er so viel wie ‚Haus exquisiter Herstellung‘. Das Wort ‚Seiko‘ steht im Japanischen gleichzeitig für Exklusivität wie Präzision. Die erste Grand Seiko war ein Höhepunkt all dieses Bestrebens nach Präzision und Ästhetik. Die am 18. Dezember 1960 präsentierte Uhr vereinte ein hochpräzises Uhrwerk mit einem Design, das sowohl praktisch als auch hochwertig war. Die Genauigkeit ihres Uhrwerks übertraf bereits damals die hohen Standards für Schweizer Chronometer.
Heute, 60 Jahre später, leitet Shinji Hattori, der Urenkel des Firmengründers, in vierter Generation beide Unternehmen. Für ihn ist es ein ganz besonderes Jubiläum:

„Die Zahl 60 hat in Japan eine große Bedeutung: Mit dem Erreichen des 60. Lebensjahres hat man den vollen Zyklus der traditionellen Sternzeichenkalenders durchlebt und ist wieder am Anfang angekommen. Dies ist der Augenblick der Wiedergeburt.“
Die Wiedergeburt als eigenständige Marke erlebte Grand Seiko 2017, als der Firmenerbe auf der Baselworld die Neugründung bekanntgab.
Das besondere, 60-jährige Markenjubiläum beging Grand Seiko im Sommer letzten Jahres allerdings nicht nur mit feinmechanischen Sensationen: Nach der Gründung einer eigenen europäischen Vertriebsgesellschaft wurde im Juni die weltweit größte Boutique an der berühmten Place Vendôme im Herzen von Paris eröffnet. Auf 190 Quadratmetern, verteilt über zwei Etagen, können Besucher in japanische Feinuhrmacherei und Baukultur eintauchen. Architekt ist niemand Geringeres als Kengo Kuma, der führende Architekt des Landes und berühmt für seine filigranen Holzkonstruktionen. Die Boutique präsentiert speziell für das Firmenjubiläum entworfene Zeitmesser sowie exklusive Modelle, die ausschließlich in der Boutique zu bekommen sind. Auch in Deutschland ist Grand Seiko in den Seiko Boutiquen in Hamburg und in Frankfurt am Main vertreten, nur 15 weitere Händler dürfen die exklusive Marke hierzulande führen.
Besondere Architektur wurde anlässlich des Geburtstages auch im Heimatland von Grand Seiko vorgestellt: Im Juli wurde das neue Uhrmacherstudio in Shizukuishi in der Präfektur Iwate eröffnet, Architekt ist ebenfalls Kengo Kuma, der zur Eröffnung sagte:
„Grand Seikos Auffassung von der Bedeutung der Natur spiegelt sich in jedem Detail wider.“
Diese Begeisterung kann man an jeder fertigen Grand Seiko Uhr bewundern. Ob an hochpräzisen Quarzwerken, an der legendären Spring Drive-Technologie oder an mechanischen Modellen mit Handaufzug und Automatikwerken: Jedes Grand Seiko Uhrwerk spiegelt die Tradition des jeweiligen Uhrmacherateliers und die Herkunft der Uhrmacher und Designer wider, die diese Zeitmesser entwickelt haben. So erkennt man am Uhrwerk der limitierten Auflage anlässlich des 60-jährigen Jubiläums an der Form der Räderbrücke nicht zufällig die Silhouette des Mount Iwate und die Biegungen des Shizukuishi River, der nahe dem neuen Uhrmacheratelier vorbeifließt.
160 Jahre nach der Geburt des Firmengründers und sechzig Jahre nach der ersten Grand Seiko geht mit Ausnahme-Uhren die Zeitreise einer Firma weiter, die heute vielleicht weltweit die spirituellste Art verkörpert, unvergleichlich präzise wie schöne mechanische Armbanduhren zu bauen.
Grand Seiko steht seit 60 Jahren für japanischen Uhrenbau der Spitzenklasse. Der unabhängiger Hersteller hat seinen Hauptsitz in Tokio. Mit dem Anspruch besonders präzise, haltbare und gut ablesbare Zeitmesser zu schaffen, beginnt 1960 mit der ersten Grand Seiko eine neue Ära der Feinuhrmacherei. Als eine der ganz wenigen Uhrenmanufakturen weltweit beherrscht Grand Seiko alle Phasen der Uhrenfertigung und produziert alle Bauteile seiner Uhren selbst. Mit dem Ziel, jeweils die präzisesten Zeitmesser ihrer Klasse zu bauen, setzt Grand Seiko auf drei Technologien. In den Bergen Japans fertigen die Meisteruhrmacher des Shizukuishi Uhrenstudios Zeitmesser mit hochpräzisen mechanischen Werken. Sie können Toleranzen von bis zu einem hundertstel Millimeter präzise von Hand einstellen. Das zweite Uhrenstudio in Shinshu produziert Uhrwerke mit der weltweit einmaligen Spring Drive-Technologie und besonders akkurate Quarzmodelle, die wesentlich komplexer als herkömmliche Quarzuhren sind und in Handarbeit gefertigt werden. Ob klassisch, elegant oder sportlich, alle Grand Seiko Linien bestechen durch ihre charakteristischen scharf gezeichneten Kanten und makellos hochglanzpolierte Gehäuse. Grand Seiko befindet sich in vierter Generation in Familienbesitz. In Deutschland sind Uhren von Grand Seiko seit 2010 offiziell erhältlich. Zum 60. Firmenjubiläum im Jahr 2020 wurde die weltweit größte Grand Seiko Boutique an der Place Vendôme in Paris eröffnet.
Alle Rechte vorbehalten.
Quelle: F.A.Z.
Veröffentlicht: 04.01.2021 09:45 Uhr

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