Kluge Köpfe im Gespräch
Wie hält man mit Facility Management und digitalisierter Technik ein Haus von Weltrang im Takt, Herr Just?
Kluge Köpfe im Gespräch
Wie hält man mit Facility Management und digitalisierter Technik ein Haus von Weltrang im Takt, Herr Just?

Das Facility Management (FM) ist eine der vielfältigsten und zugleich am stärksten unterschätzten Branchen. Die mehrteilige Serie auf FAZ.NET beleuchtet diese Schlüsseldienstleistung der deutschen Wirtschaft und wie sich Facility Manager die großen Trends Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Werthaltigkeit zunutze machen.
TEIL 8: Dennis Just, technischer Leiter der Hamburger Elbphilharmonie und Laeiszhalle, zeigt, wie sich mit verlässlichem Facility Management einwandfreie Technikabläufe unterstützen lassen.
im Gespräch
er Stolz, er ist vielen Hanseaten anzusehen. So erhaben und majestätisch ruht „ihre“ Elbphilharmonie über dem Wasser, dem Hafen und der Stadt, dass sich kaum einer mehr daran erinnern kann, dass sie einmal nicht dagewesen sein soll. Zweifellos hat die Elbphilharmonie ihr Publikum im Sturm erobert. Einerseits mit musikalischen Darbietungen von Weltrang; zudem ist sie selbst zur schillernden Hauptdarstellerin Hamburgs geworden.
Dennis Just ist gebürtiger Hamburger, und trotz seiner besonnenen Art ist auch ihm der Stolz anzumerken. Als technischer Leiter der Elbphilharmonie ist er mitverantwortlich für deren makellosen Ruf. Der Herr über mehr als 30.000 Datenpunkte und über 4.000 technische Anlagen, die auf mehr als 125.000 Quadratmetern Fläche jeden Tag gewartet und gepflegt werden müssen, bespielt hinter den Kulissen seine ganz eigene Bühne. Anders als der Anfang 2017 eröffnete Prachtbau lebt Justs Arbeit jedoch von der Unsichtbarkeit. Denn reibungslos sind die technischen Abläufe dann, wenn Millionen Gäste aus aller Herren Länder sie nicht bemerken.



Das Gebäude ist sehr komplex, jede Menge Prozesse greifen ineinander,
sagt der technische Leiter, während er durch die Foyers und Säle führt, die wegen der waben- und wogenhaften Architektur von Jacques Herzog und Pierre de Meuron wie organisch miteinander verwoben scheinen. 50 Prozent der Gesamtfläche macht der Konzertbereich der Elbphilharmonie aus, die andere Hälfte besteht aus einem Luxushotel, 45 Privatwohnungen, einem Parkhaus, einem Restaurant sowie der großzügigen, 37 Meter über den Dächern der Stadt gelegenen Plaza, auf der sich in den ersten anderthalb Jahren nahezu sechs Millionen Besucher tummelten. Über eine umfassende Gebäudeleittechnik sind alle Bereiche miteinander verknüpft – und werden täglich von Just und seinem Technikteam orchestriert.
Tonnen
über Normalniveau
Für seine Arbeit ist der 38-Jährige, der die technische Entwicklung der Elbphilharmonie schon während der Bauphase begleitete, auf die Digitalisierung vieler Prozesse angewiesen. Deshalb finden sich beispielsweise im gesamten Gebäude Tableaus, mit denen autorisierte Mitarbeiter an zahlreichen Knotenpunkten jederzeit und dezentral auf die Steuerung des Hauses zugreifen können. Via Touchscreen lässt sich so zum Beispiel die komplexe Lichtsteuerung takten. „Das Haus ist viel zu groß, um es nur aus einer Zentrale zu steuern“, so Just. „Mit den Displays können wir zum Beispiel farbige Lichtszenen von überall aus programmieren.“ Nur auf der Südseite, zum Wasser hin, darf kein rotes oder grünes Licht vollflächig strahlen, um die Schifffahrt nicht fehlzuleiten.
Facility Management
Entdecken Sie Zahlen und Fakten rund um das Facility Management
An den folgenden Punkten wird deutlich, wie viele Bereiche des Hauses technisch gesteuert, überwacht und kontrolliert werden müssen, um jeden Tag ein rundes Ergebnis vor den Augen der Welt abzuliefern. Damit vor und hinter den Kulissen der Elbphilharmonie alles reibungslos läuft, ist natürlich auch perfekt orchestriertes Facility Management unersetzlich.
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ährend die Organisation und Durchführung der Bühnentechnik, Tontechnik und Lichttechnik vollständig in den Händen des Konzerthauses liegt, verlässt Just sich für andere technische Bereiche auf einen externen, konstanten Partner: „Alle Kontrollen und Wartungen rund um die technische Gebäudeausstattung, also Energieversorgung, Lüftung, Kühlung und Wärme, sind an einen externen Facility-Management-Dienstleister abgegeben“, so Just. Auch die Unterhalts-, Glas- und Sonderreinigung des neuen Hamburger Wahrzeichens ist 24/7 an ein externes FM-Unternehmen übertragen. So bleibt ihm und seinem Team mehr Zeit für die konzertspezifischen Anlagen der Elbphilharmonie, deren umfangreiche Vernetzung und feinjustierte Steuerung die ungeteilte Aufmerksamkeit der Experten erfordern.
In der 12. Etage beginnt das Herzstück des Hauses: Just öffnet eine breite Tür und bittet in den schon weltberühmt gewordenen Großen Saal. Ungefähr eine Million Zuschauer aus der ganzen Welt waren hier bereits in Konzerten zu Gast. Um das Erlebnis für jeden unvergesslich zu machen, wurden die 2.100 Sitzplätze so angelegt, dass keiner mehr als 30 Meter vom Dirigenten entfernt gelegen ist. Just steigt auf die riesige Holzbühne. Je nach Bedarf können die Bühnenpodien höhenverstellt werden. Anders, als viele womöglich erwarten, ist das musikalische Angebot der Elbphilharmonie nicht auf klassische Konzerte beschränkt. Ungefähr ein Drittel des Programms besteht aus Jazz, Weltmusik und Pop. Dass der Große Saal jedoch einen Ruf als „Klangwunderwerk“ genießt, liegt unter anderem an der sogenannten Weißen Haut.










"Das Haus ist voller Spezialkonstruktionen, aber die Weiße Haut ist selbst unter den Besonderheiten eine Besonderheit. "
Er breitet die Arme aus und zeigt auf die hellen, 3-D-gefrästen Gipsfaserplatten mit den wabenförmigen Einkerbungen, die den Großen Saal auf 6.500 Quadratmeter überziehen. Erdacht wurden sie vom Akustiker Yasuhisa Toyota sowie den Architekten. Die Paneele sehen dekorativ aus, vor allem aber sind sie unverzichtbar für den Klang: „Jede Wabe ist exakt berechnet“, erklärt Just. „Würde man einige der Paneele austauschen, würde das die Akustik verändern.“
Der Technik-Bereich des Großen Saals ist dort gelegen, wo man ihn am wenigsten vermuten würde, mehr als 20 Meter oberhalb der Bühne. Dort oben, von wo die Notenpulte nur noch spielzeuggroß erscheinen, spielt sich ein eigenes Spektakel ab. An die schweren Stahlträger sind tonnenweise Abhängungen, Leitungen, Verteilungen, Kettenzüge sowie unzählige Scheinwerfer verbaut. In diesen verschlungenen, hinter der Weißen Haut verborgenen Gängen muss sich das Auge erst ein wenig eingewöhnen. Der Neigungswinkel jedes Scheinwerfers, die Beleuchtungsstärken, der Lichtkreisdurchmesser: „Alles ist genau berechnet und wird digital gesteuert, damit die Zuschauer von unserem enormen technischen Aufwand nichts mitbekommen“, so Just.
Nach einer umfangreichen Planungs- und Testphase läuft der technische Betrieb in der Elbphilharmonie seit der Eröffnung rund. „Alle Abläufe sind stabil, und es gab noch keinen einzigen technischen Ausfall, der eine Veranstaltung verhindert hat.“ Vielmehr hat die Elbphilharmonie sich längst einen Namen auf der Weltbühne gemacht. Zwar steht Dennis Just nicht selbst im Rampenlicht. Doch er ist stolz auf Hamburgs neue Hauptdarstellerin.

Die Initiative „Facility Management — Die Möglichmacher“
Hinter „FM — Die Möglichmacher“ stehen elf führende Facility-Management-Unternehmen, die in Deutschland zusammen mehr als 130.000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Umsatz von rund 7,5 Milliarden Euro erwirtschaften. Träger der Initiative ist GEFMA – Deutscher Verband für Facility Management.
Lesen Sie die weiteren Teile unserer Serie
Teil 1:
Markus Greitemann:
Digitale Vernetzung von 140 Gebäuden.
Teil 2:
Hans Hermann Kofoet:
Modernste Technologie für mehr Nachhaltigkeit.Teil 3:
Aydin Karaduman:
Werterhalt für ein milliardenschweres PortfolioTeil 4:
Heiko Hornberger:
Hochmodernes Facility Management eines WeltkonzernsTeil 5:
Wolfgang Bonnet:
Nachhaltigkeit und Wachstum im Facility ManagementTeil 6:
Christian Socha:
Modernes Facility Management nachhaltig steuernTeil 7:
Frank Metje:
Modernes Facility Management einer kritischen InfrastrukturTeil 9:
Georg Rüther:
Wie man ein internationales Drehkreuz am Laufen hält
Eine Content Marketing-Lösung der F.A.Z. Media Solutions Manufaktur.
Für die GEFMA-Initiative "FM – Die Möglichmacher".
Quelle: GEFMA
Veröffentlicht: 02.10.2017 12:43 Uhr
