Nachlese Nobelpreistägertagung : Sommerhoffnung
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Gruppenbild mit Dame: Diese 36 Nobelpreisträger haben die Mainau-Deklaration zum Klimawandel unterzeichnet. Bild: C. Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings
Finde ich eine Dauerstelle oder muss ich mich mit befristeten Stellen über Wasser halten? Wie kann ich Familie und Karriere vereinbaren? Viele Nachwuchsforscher plagen existentielle Sorgen. Und was raten die Nobelpreisträger? Wir haben in Lindau auch Jungforscher nach ihrer Meinung befragt (siehe Bildergalerie).
Es war eine Woche der guten Nachrichten für die Nachwuchsforscher, die sich im internationalen Wissenschaftsbetrieb von zwei existentiellen Sorgen gebeutelt sehen: der starken Jobunsicherheit zum einen und der Schwierigkeit, auf der Grundlage befristeter Verträge eine Familie zu gründen, zum anderen. Der verbreitete Schluss der Jugend, dem großen Konkurrenzdruck sei nur mit einem strategisch getrimmten Lebenslauf beizukommen, wurde auf dem Nobelpreisträgertreffen in Lindau relativiert.
Stefan Hell appellierte an den Nachwuchs, sich lieber auf die Lösung wissenschaftlicher Probleme zu konzentrieren, als Energie mit Lebenslaufoptimierung zu verschwenden. Er selbst sei ein gutes Beispiel dafür, dass auch die alternative Strategie zum Ziel führe. Er sei Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie ohne ein einziges Paper in „Nature“ oder „Science“ geworden.
Steven Chu bekräftigte, die besten Forschungsinstitutionen ließen sich von bloßen Wissenschaftsmetriken nicht in die Irre führen, hier könne man in persönlichen Gesprächen seine Qualität beweisen. Martin Chalfie ging gar so weit, den gefürchteten Impact-Faktor auf ein Hilfsmittel für Bibliothekare zu degradieren, als welches dieser angeblich auch eingeführt wurde.
Macht Euch doch keine Sorgen
Wissenschaftliche Qualität geht also über Quantität. Wer gut ist, wird sich durchsetzen, nehmen wir da mit. Doch muss der Nachwuchs dabei der Wissenschaft das Familienglück unterordnen? Keinesfalls, wenn man einer Studie des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung Glauben schenken darf. Demgemäß sind nämlich Eltern zwischen 35 und 49 Jahren die zufriedensten. Das passt ganz wunderbar mit dem deutschen Durchschnittsalter neu berufener Professoren zusammen, das bei etwa 42 Jahren liegt.
Eine wissenschaftliche Karriere widerspricht familiärer Zufriedenheit also ganz und gar nicht. Mit solch motivierenden Neuigkeiten im Rücken steht dem unbekümmerten Forschen nichts mehr im Weg. Oder mit Nobelpreisträger Chalfie gesprochen: „Macht euch keine Sorgen. Geht und macht Wissenschaft.“