https://www.faz.net/aktuell/wissen/zukunftslabor-lindau/nachlese-nobelpreistaegertagung-sommerhoffnung-13690112.html

Nachlese Nobelpreistägertagung : Sommerhoffnung

Gruppenbild mit Dame: Diese 36 Nobelpreisträger haben die Mainau-Deklaration zum Klimawandel unterzeichnet. Bild: C. Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings

Finde ich eine Dauerstelle oder muss ich mich mit befristeten Stellen über Wasser halten? Wie kann ich Familie und Karriere vereinbaren? Viele Nachwuchsforscher plagen existentielle Sorgen. Und was raten die Nobelpreisträger? Wir haben in Lindau auch Jungforscher nach ihrer Meinung befragt (siehe Bildergalerie).

          1 Min.

          Es war eine Woche der guten Nachrichten für die Nachwuchsforscher, die sich im internationalen Wissenschaftsbetrieb von zwei existentiellen Sorgen gebeutelt sehen: der starken Jobunsicherheit zum einen und der Schwierigkeit, auf der Grundlage befristeter Verträge eine Familie zu gründen, zum anderen. Der verbreitete Schluss der Jugend, dem großen Konkurrenzdruck sei nur mit einem strategisch getrimmten Lebenslauf beizukommen, wurde auf dem Nobelpreisträgertreffen in Lindau relativiert.

          Sibylle Anderl
          Redakteurin im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

          Stefan Hell appellierte an den Nachwuchs, sich lieber auf die Lösung wissenschaftlicher Probleme zu konzentrieren, als Energie mit Lebenslaufoptimierung zu verschwenden. Er selbst sei ein gutes Beispiel dafür, dass auch die alternative Strategie zum Ziel führe. Er sei Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie ohne ein einziges Paper in „Nature“ oder „Science“ geworden.

          „Es gibt viel zu wenig Professorinnen, die den Studentinnen beweisen, dass man Karriere machen kann.“
Julia Kurth, Doktorandin an der Rheinischen Friedrich-Universität in Bonn Bilderstrecke
          Frauen in der Forschung : Karriere - Hopp oder Top?

          Steven Chu bekräftigte, die besten Forschungsinstitutionen ließen sich von bloßen Wissenschaftsmetriken nicht in die Irre führen, hier könne man in persönlichen Gesprächen seine Qualität beweisen. Martin Chalfie ging gar so weit, den gefürchteten Impact-Faktor auf ein Hilfsmittel für Bibliothekare zu degradieren, als welches dieser angeblich auch eingeführt wurde.

          Macht Euch doch keine Sorgen

          Wissenschaftliche Qualität geht also über Quantität. Wer gut ist, wird sich durchsetzen, nehmen wir da mit. Doch muss der Nachwuchs dabei der Wissenschaft das Familienglück unterordnen? Keinesfalls, wenn man einer Studie des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung Glauben schenken darf. Demgemäß sind nämlich Eltern zwischen 35 und 49 Jahren die zufriedensten. Das passt ganz wunderbar mit dem deutschen Durchschnittsalter neu berufener Professoren zusammen, das bei etwa 42 Jahren liegt.

          Eine wissenschaftliche Karriere widerspricht familiärer Zufriedenheit also ganz und gar nicht. Mit solch motivierenden Neuigkeiten im Rücken steht dem unbekümmerten Forschen nichts mehr im Weg. Oder mit Nobelpreisträger Chalfie gesprochen: „Macht euch keine Sorgen. Geht und macht Wissenschaft.“

          Weitere Themen

          Wenn Dürren wie Blitze einschlagen

          Extreme Trockenheit : Wenn Dürren wie Blitze einschlagen

          Der Klimawandel sorgt dafür, dass extreme Trockenheit immer öfter plötzlich auftreten und wieder verschwinden kann. Das macht Landwirten und Ökosystemen die Vorbereitung darauf noch schwerer.

          Topmeldungen

          Die Polizei und die Demonstranten treffen aufeinander bei der Demo gegen das Demonstrationsverbot zur Solidarisierung mit Lina E.

          Am „Tag X“ : Stellungskrieg im Leipziger Süden

          Am lange angekündigten „Tag X“ kommt es zum Stellungskrieg zwischen Polizei und Linksradikalen – rund 1500 Menschen versammeln sich in Leipzig. Eine richtige Demonstration ist es aber nicht.
          Olaf Scholz auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Union in der Republik Moldau, einen Tag, bevor die AfD in einer Umfrage mit seiner SPD gleichzog.

          Olaf Scholz und die AfD : Kanzler des Streits

          Mit einer Politik des Respekts wollte Olaf Scholz die AfD kleinmachen. Jetzt sind die Extremisten in den Umfragen so stark wie selten zuvor. Wie konnte es so weit kommen?
          Uwe Rathausky, Marcus Hüttinger und Henrik Muhle (v.l.) leiten gemeinsam die Gané AG.

          Fondsanlage : Drei Mann, sieben Milliarden Euro

          Das schafft nicht jeder: Im beschaulichen Aschaffenburg gründen Freunde eine Investmentgesellschaft – mitten in der Finanzkrise 2008. Sie sammeln von Sparern Milliarden ein. Dabei hilft ihnen eine gewisse Sturheit.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.