Nobelpreisträger-Tagung Lindau : Wird Künstliche Intelligenz den Arzt ersetzen?
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Künstliche Intelligenz kann viele Aufgaben automatisiert erledigen: Auch den Job eines Arztes? Bild: dpa
Ärzte werden gebraucht, als Fachmann und als Vertrauensperson. Wird ihre Empathie aber noch gebraucht, wenn Künstliche Intelligenz in Kliniken und Praxen einzieht? Wir haben Wissenschaftler auf der Nobelpreisträger-Tagung gefragt.
Mensch versus Maschine – immer mehr Leistungen, die von Arbeitern aus Fleisch und Blut vollbracht werden, können inzwischen durch computergesteuerte Prozesse übernommen werden. Künstliche Intelligenz (KI), so scheint es, kann alles, was wir können. Nur eben manchmal noch besser. Schon heute nutzen Wissenschaftler sogenannte Supercomputer, die ganze Lagerhallen einnehmen, um Daten auszuwerten, komplexe Muster zu erfassen, oder hochsichere Codes zu knacken. Verwendet werden solche Maschinen inzwischen in nahezu allen Branchen.
„Du brauchst doch jemandem zum Reden, oder?“
Auch in die Kliniken hält KI Einzug. Wozu wird dann aber der Arzt noch gebraucht, wenn Roboter am Ende sorgfältiger, zuverlässiger und mit weniger Fehlern arbeiten? Auf der 68. Nobelpreisträger-Tagung in Lindau, die sich mit dem Thema Medizin beschäftigte, haben wir Wissenschaftler gefragt. In Lindau am Bodensee trafen sich wieder eine Woche lang 39 Nobelpreisträger aus aller Welt mit rund 600 herausragenden Jungforschern aus 84 Ländern. Wir haben die Nobelpreisträger und Nachwuchswissenschaftler nach ihre Einschätzung gefragt, ob KI vielleicht schon bald den menschlichen Arzt ersetzen könnte. Und wenn ja, wie lange das wohl noch dauern mag.
Die Frage nach der Überlegenheit der von Algorithmen gesteuerten Automaten wird derzeit überall gestellt. Ob in der Rüstungsindustrie, Sozialforschung oder in den Natur- und Ingenieurswissenschaften: Die Welt digitalisiert sich in allen Bereichen. KI ist heute bereits dazu im Stande, komplexe Logistikaufgaben von Supermärkten nach dem Einkäuferprofil zu gestalten, wie zum Beispiel mit der Software Blue Yonder. Auf dem jetzigen Stand der Forschung sind Roboter theoretisch sogar schon in der Lage, menschliche Emotionen wahrzunehmen und darauf zu reagieren, wie der Roboter Cimon beweist, der jüngst mit dem Astronauten Alexander Gerst zur internationalen Raumstation ISS geflogen ist.
Immer relevanter wird Künstliche Intelligenz auch im Bereich der Medizin. Denn sie hat das Potential, Leben zu retten – und zwar ohne das Risiko menschlichen Versagens. Roboter haben keinen „schlechten“ Tag, sie zittern nicht und sie sind niemals abgelenkt. Laut einer kürzlich erschienen Studie übertrumpft der Computer den menschlichen Arzt sogar in der Krebsdiagnose. So erkannten KI-Maschinen Hautkrebs im Test deutlich häufiger als die am Versuch teilnehmenden Dermatologen. Die Frage danach, ob KI die menschliche Arbeit bald auch im Bereich Medizin ablösen wird, stellt sich deshalb wie von selbst.