Zika-Epidemie : Vage Hoffnungen auf ein Abklingen der Seuche
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Zika-Überträger: Weibliche Aedes-Mücke nach der Blutmahlzeit. Bild: Reuters
Ist der Höhepunkt der Zika-Epidemie überschritten? Vielleicht. Fatalerweise wird jetzt die Mückenbekämpfung zum Problem. Und auch die Impfstoff-Hersteller haben zwiespältige Erfahrungen gemacht.
Die mysteriöse Zika-Epidemie in Lateinamerika könnte einer Studie zufolge ihren Höhepunkt bereits überschritten haben. „Wir erwarten, dass die gegenwärtige Epidemie in drei Jahren weitgehend überwunden ist“, bilanziert ein Forscherteam um Neil Ferguson vom Zentrum für Epidemie-Analysen des Imperial College London im Fachmagazin „Science“.
Anhand von Rechenmodellen zur Ausbreitung von Zika kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass nach und nach ein so großer Prozentsatz der Bevölkerung immun gegen das Virus sein könnte, dass es sich kaum noch weiter verbreitet.
Wer einmal mit dem Erreger infiziert war, gilt als immun - zumindest gegen das Zika-Virus selbst. Paradoxerweise könnte eine Bekämpfung des Hauptüberträgers, der Gelbfiebermücke Aedes aegypti, daher eher kontraproduktiv sein, da dies die „Herdenimmunität“ verzögern könnte.
Das auf die Analyse solcher Epidemien spezialisierte Team hat freilich auch keine schlüssige Erklärung für die Frage, warum der Ausbruch gerade in Lateinamerika so stark ist, in Asien dagegen nur marginal. Allein in Brasilien sollen sich Schätzungen zufolge etwa 1,5 Millionen Menschen infiziert haben. Inzwischen gilt es als erwiesen, dass Zika bei einer Infektion von Schwangeren zu schweren Schädelfehlbildungen der Kinder führen und weitere neurologische Schäden auslösen kann.
Aus Sicht der Forschung gilt eine Zika-Impfung als bester Schutz vor einer weiteren Ausbreitung. Die Vorbereitungen dafür laufen. Allerdings ist gerade die Entwicklung einer Impfung gegen Zika mit Fragezeichen versehen, denn wie eine Gruppe um Davide Corti von der Schweizer Firma HuMAbs in Beninzona herausgefunden hat, kann es abhängig von der Antikörperreaktion zu Komplikationen kommen. Conti und seine Kollegen haben innerhalb weniger Monate im Blut von vier Infizierten nach Antikörpern gegen das Zika-Virus gesucht. Dabei sind sie auf Antikörper gestoßen, die im Tierversuch tatsächlich sehr gezielt gegen den Zika-Erreger vorgehen. Gleichzeitig aber sind zwei Gruppen von Antikörpern aufgetaucht, wie es in der Veröffentlichung in „Science“ heißt, die Kreuzreaktionen mit anderen verwandten Flaviviren - beispielsweise den häufigen Dengue-Viren - auslösen. Solche Kreuzreaktionen können zu heftigen, mitunter lebensdebrohlichen Immunantworten führen. Wie das internationale Team um Conti berichtet, sind unter den 119 identifizierten monoklonalen Antikörpern von zwei der Probanden, die zuvor eine Dengue-Infektion durchgemacht haben, einige solcher kreuzreagierender Antikörper gefunden worden.
Kreuzreaktionen sind länger schon bekannt bei Flaviviren-Infektionen, und sie haben die Entwicklung von Impfungen in der Vergangenheit verhindert. Allerdings sind gut neunzig Prozent der von Contis Team identifizierten Antikörper entweder gezielt auf Zika- oder auf die Dengue-Erreger gerichtet. Sie dürften für die Diagnose und die Therapie daher grundsätzlich geeignet sein. Deshalb besteht nach Aussagen der Forscher auch berechtigte Hoffnung, dass man für die Zika-Impfstoffe Strukturen des Zika-Virus verwendet, die ausschließlich und - bisher zumindest im Maustest nachgewiesen - effektiv zur Neutralisierung des Virus führen.