Der Gipfel der Gesundheitsutopie
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Im Impfzentrum: Was wollen wir tun für die Gesundheit? Bild: dpa
Überwachungswahn oder globales Datenglück: Auf dem Berliner World Health Summit skizziert die WHO ihre Vision einer Gesundheitsrevolution von unten. Wer geht voran?
Die Ideologie der Weltverbesserung durch Big Data heißt Solutionismus, und sie hat es jenseits von Silicon Valley nicht weit gebracht. Bis zu Beginn der Woche, als auf dem World Health Summit (WHS) in Berlin die mauritianische Datenspezialistin und Politikberaterin Drudeisha Madhub das kürzlich eröffnete „Informationsökosystem“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den Blick genommen und die Pandemie als potentielle „Waffe zur Massenüberwachung“ diskutiert hat. Da war es wieder, frisch wachgerüttelt: das Schreckgespenst der Datensammler, die mit ihren Algorithmen und Sensoren die Welt aussaugen und den Glauben an die Gunst des gläsernen Menschen unbekümmert hochhalten.
Ganz so düster gemeint war das natürlich nicht. Nicht in der Runde. Es war eine Mahnung. Denn die WHO genießt auf dem vor zwölf Jahren gegründeten Berliner Weltgesundheitsgipfel eine Art Artenschutz. Deutschland ist inzwischen größter Sponsor der UN-Organisation. In das Berliner „WHO-Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence“ steckt die Bundesregierung allein jährlich dreißig Millionen Euro, und schon das ist für WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus ein naheliegender Grund, von der deutschen Hauptstadt aus die Welt auf eine neue Ära der Gesundheitsvorsorge einzuschwören. Mit Künstlicher Intelligenz und weltumspannenden Datennetzwerken soll künftig verhindert werden, was in dieser Woche so viele Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler nach Berlin – oder wenigstens zur Onlineübertragung der Konferenz an den Computer – getrieben hat: weitere Gesundheitskatastrophen vom Zuschnitt der Covid-19-Pandemie.
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