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Träume vom Treibhaus : Der Mars als zweite Erde

Elon Musk hat große Pläne mit unserem Nachbarplaneten, hier eine künstlerische Darstellung der 2017 vorgestellten SpaceX Mega-Rakete. Bild: AP

Wenn wir das Klima der Erde beeinflussen können, vielleicht schaffen wir das auch auf dem Mars? Elon Musk träumt davon – und ist wenig begeistert von der jüngsten Studie zu diesem Thema.

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          Ja, die Hitze ist anstrengend. Und die Vorstellung, dass der menschengemachte Klimawandel uns solcherlei Strapazen bald häufiger bescheren könnte, kann uns zusätzlich zur allgemeinen Überhitzung auch noch in eine ernsthafte Sommerdepression stürzen. Aber letztendlich ist ja alles eine Frage der Perspektive. Positiv gesehen: Ist doch großartig, dass wir Menschen tatsächlich so effiziente Wege kennen, das Klima eines ganzen Planeten zu beeinflussen. Diese Fähigkeit könnten wir vielleicht auch anderweitig einsetzen. Zum Beispiel auf dem Mars.

          Vorgeschlagen haben das Christopher McKay, Owen Toon und James Kasting vor genau 27 Jahren in „Nature“. Auf der Grundlage einfacher Modellberechnungen kamen sie zu dem Schluss, dass man anhand der Emission von Treibhausgasen die Temperatur auf dem Mars um lediglich 20 Grad erhöhen müsste, dann würden die Eiskappen schmelzen, und das im Marsgestein gebundene Kohlendioxid würde befreit, daraufhin würde der Treibhauseffekt verstärkt, und wenn man Glück hätte – konkret: wenn genügend Kohlendioxid vorhanden wäre –, bekäme man schließlich einen Planeten mit einem ähnlichen Atmosphärendruck wie auf unserer Erde. In hundert Jahren könne man das schaffen, vorausgesetzt, man würde zehn Prozent der jährlich einfallenden Sonnenenergie für die Marserwärmung nutzen können.

          Für den wohl größten Fan dieser Idee wäre das jedoch immer noch zu langsam. Elon Musk sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen, indem er forderte, den Aufbau der Marsatmosphäre anhand von über den Polen gezündeten Kernfusionsbomben in Rekordzeit in Schwung zu bringen: „Absolut kein Problem“, wird Musks Antwort auf die Frage nach der Realisierbarkeit seiner Idee zitiert. Ganz anders sehen das allerdings die amerikanischen Wissenschaftler Bruce Jakosky und Christopher Edwards in ihrem jüngsten Artikel in „Nature Astronomy“. Darin stellen sie auf der Grundlage aktueller Messdaten des Mars Reconnaissance Orbiters und der Mars Odyssey Sonde fest, dass das Kohlendioxid, das mit verfügbaren Technologien freigesetzt werden könnte, keineswegs ausreiche, um einen erdähnlichen Druck zu erzeugen.

          Elon Musk zeigte sich vom Resultat auf Twitter wenig begeistert. Er vertraue dann doch lieber den Wissenschaftlern um McKay, die von der Verfügbarkeit großer Kohlendioxidmengen im Marsgestein ausgehen. Warum deren Abschätzung zuverlässiger sein sollte als die aktuelle, bleibt zwar ungeklärt. Dass die Beschaffenheit des Marsbodens keineswegs abschließend erforscht ist, ist aber unbestreitbar. So oder so: In Anbetracht der bestehenden Unsicherheiten scheint es dann doch die bessere Strategie, sich erst einmal um die Stabilisierung des Erdklimas zu kümmern, als zu viele Hoffnungen auf den Mars als Erdalternative zu setzen.

          Sibylle Anderl
          Redakteurin im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

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