Rosetta-Mission : „Philae“ kämpft um jedes Watt
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Landepunkt: Dort, wo das rote Kreuz zu sehen ist, scheint „Philae“ auf dem Kometen am Ende gelandet zu sein Bild: AP
„Philae“ hat es auf dem Kometen 67P offenbar denkbar schlecht getroffen. Viele der Instrumente arbeiten, aber dem Lander gehen die Energiereserven aus. Jetzt zählt jedes Watt. Und ein bisschen Glück, dass „Philae“ auf dem Flug zur Sonne wieder Energie tankt.
Keine neuen Fotos, keine Erkenntnisse über die genaue Lage des Kometen-Landegerätes „Philae“, und nur noch etwas Hoffnung, dass man nach dem Funkloch doch noch einmal Kontakt mit dem festsitzenden Landegerät aufnehmen kann. Immerhin, Philae „lebt“ und das Minilabor bohrt sogar. Doch die Wissenschaftler in den Kontrollzentren der ESA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie Gäste von der Projektmanagementfirma CNES in Toulouse und der amerikanischen Weltraumagentur Nasa haben sich in ihrer einstündigen Online-Pressekonferenz mehr oder weniger deutlich von ihrem Landeroboter in 600 Millionen Kilometern Entfernung verabschiedet. Andrea Accomazzo, der Flugdirektor der Rosetta-Mission, wollte dennoch nicht so schwarz sehen: „Wir sollten weniger auf die Dinge schaun, die wir hätten machen können, wenn alles optimal gelaufen wäre, sondern auf die, die geklappt haben.“
Klar ist: Wenn nicht doch noch ein kleines Wunder geschieht, und die Lage des Landers lässt sich so verändern, dass ddie großen Solarpanels länger in der Sonne stehen, wird Philae schon in wenigen Stunden in einen langen Kälteschlaf fallen. Die Daten gehen nicht verloren, mmöglicherweise lassen sie sich sogar noch zum Orbiter „Rosetta“ und von dort zu den Bodenstattionen funken. Aber ohne die benötigten 50 bis 60 Watt Leistung, die die Solarpanels mindestens bringen müssten, (nominell liefern sie bis zu 450 Watt), wird das Kometenlabor erst einmal still liegen und verstummen. „Möglich, dass wir ihn im August wieder sehen“, sagte Valentina Lommatsch von der DLR, wenn sich der Komet mit Philae so weit der Sonne genähert hat, dass die Batterien warm genug und die Sonneneinstrahlung groß genug ist, um automatisch wieder in den Betriebsmodus zu schalten.
Nach einem Funkloch in der Nacht zum Freitag hatte das Rosetta-Landegerät „Philae“ wieder Daten vom Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko geschickt. Die Verbindung sei stabil, sagte ein Sprecher der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt. Funklöcher entstehen, weil „Philae“ nicht immer Kontakt zur Raumsonde „Rosetta“ hat, die den Schweifstern umkreist und als Relaisstation für das Landegerät dient. Die europäische Raumsonde, die Philae am Mittwoch auf dem Kometen abgesetzt hat, ist heute Morgen wieder aufgetaucht, nachdem sie am Donnerstagabend hinter dem Horizont verschwunden war.
Nach wie vor ist unklar, wie lange „Philae“ funktionsfähig bleibt. Die Kapazität der Batterien, die mit photovoltaisch erzeugtem Strom aufgeladen werden, liefern elektrische Energie für etwa 60 Stunden. Da das Landegerät sich in einer eher schattigen Position befindet am Rande eines Kraters, ist noch nicht sicher, ob die Batterie über die Sonnenkollektoren wieder nachgeladen werden können.
Raumfahrt : "Philae" steht vermutlich gekippt auf dem Kometen
Geht Philae vorzeitig die Luft aus?
Im ungünstigsten Fall müsste Philae nach Angaben der ESA womöglich am Wochenende die Arbeit vorzeitig beenden. Allerdings könnte sich „Tschuri“, so wird der Komet mit dem komplizierten Namen liebevoll genannt, noch günstig in Richtung Sonne hin drehen, so dass die Batterien wieder aufgeladen werden könnten.
Das vollautomatische Forschungslabor war am Mittwochnachmittag nach sieben Stunden im freien Fall auf dem Kopf des 3 mal 4 Kilometer großen Kometen aufgesetzt. Allerdings konnte er sich nicht selbst auf der Oberfläche fixieren, so dass er noch einmal abhob, um einen Kilometer entfernt noch einmal niederzugehen. Anschließend führte er zwei weitere Hüpfer aus, bis er an seinem endgültigen Platz gelandet ist. Anhand der Bilder, die viel Schatten und einen Felsen zeigen, vermuten die Forscher, dass das Landegerät am Rand eines Kraters hängt – mit einem der drei Beine in der Luft.