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Raketenabsturz Falcon 9 : Ein harter Rückschlag für die Raumfahrt

Bild: afp

Der vergangenen Sonntag war ein Schwarzer Tag für die unbemannte Raumfahrt. Der Absturz der amerikanischen Falcon 9 mit Versorgungsfrachter Dragon kurz nach dem Start ist ein Rückschlag für Versorgung für die private Raumfahrt. Es ist nicht die erste Panne innerhalb kurzer Zeit.

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          Mit dem Absturz der amerikanischen Trägerrakete Falcon 9 am Sonntag (28. Juni) haben die Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation (ISS) abermals einen Rückschlag erlitten. Am härtesten trifft der Unfall aber die private Raumfahrt. Am Sonntag um 10.21 Uhr (Ortszeit) war die unbemannte zweistufige Falcon-9-Rakete, im Auftrag der Weltraumbehörde Nasa von dem Unternehmen Space X gebaut, wenige Minuten nach dem Start von Cape Canaveral in Florida in einem Feuerball zerborsten. Sie sollte den Raumfrachter „Dragon“ mit knapp zwei Tonnen Versorgungsgütern an Bord zur ISS bringen. Wrackteile der Rakete und des Frachters könnten an den Stränden der Ostküste Floridas angespült werden, teilte die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa mit und forderte die Anwohner auf, sich den möglicherweise giftigen oder explosiven Teilen nicht zu nähern.

          In die Luft geflogen : Frachtrakete explodiert

          Manfred Lindinger
          Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“.

          Die ersten Untersuchungen haben ergeben, dass ein Überdruck in einem oberen Flüssigsauerstofftank aufgetreten ist. Möglicherweise sei das der Grund für die Havarie gewesen, sagte der Gründer von Space X, Elon Musk, der seine Milliarden mit dem Internetbezahldienst PayPal machte. „Wir werden eng mit Space X zusammenarbeiten, um herauszufinden, was passiert ist“, sagte Nasa-Leiter Charles Bolden enttäuscht. Wenn das Problem gefunden und behoben sei, wolle man aber wieder fliegen.

          Der Absturz der Falcon 9 ist die dritte Panne bei den routinemäßigen Versorgungsflügen zur ISS innerhalb kurzer Zeit. Erst Ende April war ein russischer Progress-Transporter außer Kontrolle geraten und in der Atmosphäre verglüht. Ende Oktober 2014 explodierte eine amerikanische Antares-Trägerrakete mit einem „Cygnus“-Frachter der Firma Orbital Sciences (OSC) kurz nach dem Start.

          Dritter Unfall in kürzester Zeit

          Mit dem Ausfall der Dragon sei die Versorgung der drei Besatzungsmitglieder der Raumstation aber nicht bedroht, sagte Bolden. Sie hätten noch Vorräte für mehrere Monate. Einen Versorgungsengpass befürchtet man indes bei der russischen Raumfahrtbehörde. Ein Mitarbeiter von Roskosmos teilte der Agentur Interfax mit, dass die Jahresmission auf der ISS bedroht sein könnte.

          Im März waren der Russe Michail Kornijenko und der Amerikaner Scott Kelly zum ersten einjährigen Aufenthalt - doppelt so lang wie üblich - auf der ISS eingetroffen. Schon nach der Havarie des russischen Progress-Raumtransporters im April hatte sich die ISS-Besatzung merklich einschränken müssen. Neben Kornijenko und Kelly ist zur Zeit noch der Kosmonaut Gennadi Padalka auf der ISS stationiert; er soll im Herbst zur Erde zurückkehren. Roskosmos soll der Nasa angeboten haben, beim Start des Progress-Versorgungsraumschiffes am 3. Juli auch Fracht für den Astronauten Kelly mit zur Raumstation zu nehmen.

          Amerikanische Versorgungsflüge in privater Hand

          Der Absturz der Falcon 9 ist ein harter Schlag für die Nasa. Die Trägerrakete von Space X galt mit bislang sechs Versorgungsflügen als recht zuverlässiges Vehikel, sieht man von kleineren Pannen ab. Das Unternehmen arbeitet auch fieberhaft an einem Verfahren, ihre Trägerraketen wieder unbeschadet auf der Erde landen zu lassen, wenn sie die Raumfrachter in ihrer Umlaufbahn ausgesetzt haben. Die Falcon-9 sollte auf einer im Meer schwimmenden Plattform aufsetzen. Alle vorangegangenen Versuche endeten aber mit einer Bruchlandung.

          Der jüngste Unfall wird die Debatte wiederaufleben lassen, ob es sinnvoll ist, Raumflüge in private Hände zu geben, auch um bei der Nasa Kosten zu drücken. Nachdem die Raumfahrtbehörde im Juli 2011 ihre Raumfähren außer Dienst gestellt hatte, schloss sie Verträge mit zwei amerikanischen Privatunternehmen. Deren unbemannte Frachter sollten die Raumstation unabhängig von den russischen Progress-Transportern versorgen. Neben dem bei Washington ansässigen Unternehmen Orbital Sciences erhielt Space X mit Sitz in Los Angeles den Zuschlag für die Versorgungsflüge.

          Nasa will wieder in die bemannte Raumfahrt einsteigen

          Trotz aller Fortschritte in der Raumfahrttechnik und aller Routine sind die Risiken einer Reise ins All immer noch groß. Im Mittel geht von zehn Raketenstarts mindestens einer schief. Nur wenige dürften sich noch an die Unfälle und misslungenen Raketenstarts in den fünfziger und sechziger Jahren in Russland und Amerika erinnern, als beide Nationen im Wettlauf um die Vorherrschaft im Weltraum standen.

          „Wir werden aus unseren Erfolgen und aus unseren Rückschlägen lernen“, sagte der Nasa-Leiter am Montag zuversichtlich. Der jüngste Unfall werde die Nasa auch nicht von ihrem ambitionierten Programm bemannter Raumfahrt abbringen. So will man 2017 wieder selbst Astronauten zur ISS bringen. Zwei Unternehmen traut man das zu: Boeing und Space X. Eine Kapsel, die bis zu sieben Astronauten zur ISS befördern kann, wird zur Zeit von Space X entwickelt.

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