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„Perseverance“-Rover : Gab es einmal Leben auf dem Mars?

Spuren urzeitlicher Wassermassen: Der Perseverance-Rover soll im Flussdelta des Jezero Kraters nach Spuren von Leben suchen. Bild: /NASA/JPL/JHUAPL/MSSS/Brown University/dpa

Das Klima auf dem Mars war einst feucht und warm – günstige Bedingungen für die Entstehung von Leben? Ein neuer Nasa-Rover soll nun nach Spuren von Organismen suchen.

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          Die Mariner-9-Sonde der Nasa machte 1972 eine revolutionäre Entdeckung. Oberflächenaufnahmen des Mars zeigten ein Netzwerk ausgetrockneter, verästelter Täler. Manche erstreckten sich über mehr als tausend Kilometer. Der amerikanische Geologe Daniel Milton zog aus diesen Beobachtungen im Folgejahr einen bemerkenswerten Schluss: „Viele Merkmale auf dem Mars lassen sich am einfachsten dadurch verstehen, dass es irgendwann in der Vergangenheit fließendes Oberflächenwasser gegeben hat; für einige dieser Merkmale ist fließendes Wasser die einzige Erklärung.“ Gab es also gewaltige, landschaftsprägende Fluten auf unserem kleinen, kalten und staubigen Nachbarplaneten, dessen Atmosphärengase heute größtenteils ins All entwichen sind? Was anfänglich noch schwer vorstellbar sein mochte, erscheint heute als gesichert: Der Mars besaß einst ein völlig anderes Klima als heute. Er war zumindest zeitweilig warm und feucht – und zwar zu einer Zeit vor gut dreieinhalb Milliarden Jahren, als auf der Erde Leben entstand.

          Sibylle Anderl
          Redakteurin im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

          Mit dieser Erkenntnis formierte sich eine der zentralen, sicherlich aber die größte offene Frage der Marsforschung: Gab oder gibt es auf unserem Nachbarplaneten ebenfalls Leben? Sie wirkte in alle Marsmissionen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hinein. Die aktuelle Marsmission der amerikanischen Weltraumagentur Nasa, die frühestens an diesem Donnerstag starten wird, soll für ihre Beantwortung nun entscheidende Impulse liefern: Der Perseverance-Rover wird nach Hinweisen auf früheres Leben suchen – unter anderem indem er Gesteins- und Bodenproben sammelt, die schließlich für eine umfassende wissenschaftliche Analyse zurück zur Erde gebracht werden sollen. Damit könnten endlich diejenigen Antworten geliefert werden, die Missionen auf dem Mars selbst bislang schuldig geblieben sind.

          Heute sind die Bedingungen auf der Marsoberfläche wenig lebensfreundlich: Aufnahme des Hubble Space Telescope unseres Nachbarplaneten vom 26. August 2003.
          Heute sind die Bedingungen auf der Marsoberfläche wenig lebensfreundlich: Aufnahme des Hubble Space Telescope unseres Nachbarplaneten vom 26. August 2003. : Bild: Reuters

          Die Untersuchung wird damit auch einige Relevanz für die allgemeinere Frage nach Leben im All besitzen. Als erdähnlicher Gesteinsplanet nahe dem äußeren Rand der flüssiges Wasser erlaubenden „habitablen Zone“ ist der Mars schließlich ein Planet, der wohl als aussichtsreicher Kandidat für eine lebensfreundliche Umgebung kategorisiert würde, wenn wir ihn mit unseren Teleskopen von weitem beobachten würden. An seinem Beispiel lässt sich entsprechend studieren, wie physikalische und chemische Entwicklungsprozesse die Habilität, die Lebensfreundlichkeit, eines Planeten im Laufe der Zeit beeinflussen. Die Tatsache, dass aufgrund fehlender Plattentektonik große Teile seiner Oberfläche aus der Frühphase seiner Geschichte erhalten und zugänglich sind, macht ihn dafür ganz besonders geeignet. Zahlreiche Marsmissionen haben uns mittlerweile auf der Grundlage von Studien seiner Oberfläche, seiner Atmosphäre und seiner physikalischen Felder ein detailliertes, wenngleich noch lückenhaftes, Bild über die Vergangenheit des Roten Planeten geliefert.

          Wie die anderen Planeten, so entstand auch der Mars vor rund viereinhalb Milliarden Jahren aus Staub, der zu kilometergroßen Brocken, sogenannten Planetesimalen, verklumpte. Diese wuchsen wiederum zu planetaren Embryos heran. Schon nach einigen Millionen Jahren könnte der Mars sich auf diese Weise weitgehend fertig geformt haben, um dann relativ schnell Kern, Mantel und Kruste auszubilden. Magnetisiertes Gestein in Gebieten des südlichen Hochlands weist darauf hin, dass der Mars zunächst ein von einem inneren Dynamo erzeugtes Magnetfeld besaß, das vor rund vier Milliarden Jahren wieder verschwand. Zu dieser Zeit gab es außerdem bereits verbreiteten Vulkanismus: Davon zeugen gigantische Vulkane wie der rund 25 Kilometer hohe Olympus Mons, der zuletzt noch vor weniger als hundert Millionen Jahren ausgebrochen zu sein scheint.

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