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2. Nachricht von Philae : „Hallo Erde! Kannst du mich hören?“

Bild: Esa

Der Lander „Philae“ hat sich wieder per Twitter gemeldet. Aber auch der zweite Kontakt dauerte nur eine halbe Minute. Nun denkt man darüber nach, wie sich der Verbindungsaufbau verbessern lassen könnte.

          3 Min.

          Der Landeroboter „Philae“ der europäischen Rosetta-Mission hat sich in der Nacht zu Montag ein zweites Mal vom fernen Kometen „Tschuri“ gemeldet. Von 23.22 Uhr bis 23.26 Uhr sendete er mit kurzen Unterbrechungen einige Datenpakete zur Erde, die nun im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgewertet werden. "Allerdings war dieses Mal die Verbindung zu ihm relativ instabil", sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.

          Manfred Lindinger
          Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“.

          Das ist das zweite Mal, dass sich das Forschungslabor aus 300 Millionen Kilometern Entfernung  vom Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ nach sieben Monaten Funkstille meldet. Am Samstag hatte Philae erstmals 85 Sekunden lang Daten zur Erde geschickt. „Hello Earth! Can you hear me?“ (Hallo Erde! Kannst du mich hören?) hieß es auf seinem Twitter-Profil plötzlich. Weltweit jubelten Forscher und Raumfahrt-Fans über die überraschende Nachricht. Vom DLR hieß es in rauher Herzlichkeit: „Wurde ja mal Zeit, Du olle Schlafmütze.“ Von Fans weltweit kamen Grüße wie „Schön, dich wieder bei uns zu haben“, „Buongiorno Philae“ oder auch „Das Leben hat sich so einsam angefühlt ohne dich“.

          Die aktuellen Daten bestätigten nach Auskunft des DLR abermals, dass Philae auf dem Kometen 67P/Tschuri in einem guten Zustand und betriebsbereit ist. Nun sollen die Bahnen des Orbiter Rosetta angepasst werden, damit längere Kontaktzeiten zu Philae möglich sind. Ausreichend Energie und eine nicht ganz so eisige Betriebstemperatur bringe Philae bereits mit. Pro Kometentag erreichten rund drei Stunden Sonnenlicht den Forschungsroboter und versorgen ihn mit ausreichend  Energie. Bisher hatte man nur mit 1,3 Stunden Beleuchtung gerechnet.

          Auf der Suche nach Philae

          Philae war am 12. November 2014 nach zehnjähriger Reise von der Rosetta-Sonde auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko abgesetzt worden – allerdings landete der kühlschrankgroße Forschungsroboter ungeplant an einer schattigen Stelle auf dem Kopf des Himmelskörpers. Philae hatte noch einige Daten gesendet und war dann wegen Strommangels in eine Art Winterschlaf gefallen. Da Tschuri auf seiner Bahn der Sonne immer näher kommt, erreichte in den vergangenen Wochen immer mehr Sonnenstrahlung und -energie den Kometen, was die Forscher auf ein Aufwachen Philaes hoffen lassen. Seit März dieses Jahres hatte es bereits drei Kontaktversuche gegeben.

          Die Kontaktmöglichkeiten könnten nun noch etwas verbessert werden, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter des Satellitenbetriebs der europäischen Raumfahrtbehörde Esa,  in Darmstadt. Und zwar „über die Flugbahn der Raumsonde Rosetta und über die Ausrichtung des Flugkörpers“. Die Wissenschaftler wollen zunächst noch weitere Daten abwarten. „Dann treffen wir die Entscheidung, ob wir die Bahn von Rosetta und deren Ausrichtung ändern müssen“, sagte der Ferri.

          Tschuri wir immer aktiver

          Zur Zeit richtet die europäische Weltraumagentur Esa die Muttersonde Rosetta alle zwölf Stunden für zwei Stunden zum Landeroboter hin aus. Das sei die Zeit, in der Rosetta Sichtkontakt zu Philae haben müsse.

          Die Forscher kennen den präzisen Standort von Philae allerdings noch immer nicht. Sie orten den Roboter über Radiosignale in einem elipsenförmigen Areal von 100 Metern Länge und 30 Metern Breite. „Wir können den Standort noch nicht präzisieren, weil wir bisher keine optischen Bilder haben“, sagte Ferri, der seit 15 Jahren an der Rosetta-Mission beteiligt ist.

          Mit 200 Kilometern Entfernung vom Kometenkern sei die Raumsonde dafür zu weit weg: „Wir müssen so weit weg bleiben. Die Aktivität des Kometen wächst und wächst. Er schickt uns eine Menge Gas und Staub“, erklärte Ferri. In der Vergangenheit hatte Rosetta dadurch Orientierungsprobleme bekommen und musste auf größere Distanz gehen. Wahrscheinlich werde Rosetta in den kommenden Wochen auf noch größere Entfernung gehen müssen, weil die Aktivität des Kometen mit der Annäherung an die Sonne weiter zunehme.

          In welcher Reihenfolge die Instrumente von Philae zum Einsatz kommen, wollen die Wissenschaftler des DLR festlegen, sobald Philaes „Gesundheitszustand genau feststeht“. "Zunächst werden sicherlich die nicht-mechanischen Instrumente zum Einsatz kommen, also Instrumente, die nicht bohren oder hämmern", erläutert Stephan Ulamec. Darunter werden Instrumente sein, die nur wenig Energie verbrauchen und auch nur geringe Datenmengen zur Erde schicken müssen. Mit dem Aufwachen von Philae könnte es zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt möglich werden, vor Ort auf einem Kometen zu forschen, während dieser auf dem Weg zur Sonne immer aktiver wird und seinen Schweif ausbildet.

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