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Kometensonde Philae : Die Auferstehung

Das Areal, in dem Philae zur Ruhe kam (rot), gehört zu den schattigsten Orten auf dem Kopf des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Bild: ESA

Die Kometensonde „Philae“ hat sich überraschend zurückgemeldet. Seit sie vor sieben Monaten in den Kälteschlaf fiel, haben die Forscher erst nach und nach erkannt, wie glücklich sie darüber sein können.

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          Base-Jumping auf Kometen wird vielleicht einmal der große Freizeitspaß der Zukunft. Eine geeignete Location zeigte Mark McCaughrean von der europäischen Raumfahrtorganisation Esa vergangenen Mittwoch auf einer Pressekonferenz am Rande der Pariser Aérosalons in Le Bourget. Dabei ging es um das Neuste von der Sonde „Rosetta“, die seit August 2014 den Kometen (genauer gesagt, den Kometenkern) 67P/Churyumov-Gerasimenko umkreist, beschnüffelt und ablichtet. Auf einem der Bilder, die McCaughreans zeigte, war eine steile Felsklippe zu sehen. „Die ist hundert Meter hoch. Aber zum Runterspringen braucht man keinen Fallschirm und zwanzig Minuten, bis man unten ist.“ Allerdings dürfe man sich beim Absprung nicht abstoßen, sonst katapultiere man sich ins offene All. Aufgrund der geringen Schwerkraft des kleinen Himmelskörpers beträgt die sogenannte Fluchtgeschwindigkeit nur 44 Zentimetern pro Sekunde.

          Ulf von Rauchhaupt
          Redakteur im Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          „Philae“ wäre das um ein Haar zum Verhängnis geworden. Rosettas kühlschrankgroßes Beiboot war im November zur Oberfläche geschickt worden. Doch dann versagten alle Systeme, die den Lander an der Aufsetzstelle halten sollten. Stattdessen hüpfte er mit 38 Zentimetern pro Sekunde wieder empor und in weiten Bögen an einen Ort, den die Forscher „Abydos“ getauft haben.

          Zu wenig Sonne

          Die Stelle ist inzwischen auf ein 16 mal 116 Meter großes Gebiet eingegrenzt, der Lander allerdings noch nicht zweifelsfrei gesichtet worden. Es ist eben eine schattige Gegend. Daher bekamen auch Philaes Solarzellen dort zu wenig Sonne, um die Batterien geladen zu halten. Nach sechzig Stunden Messung meldete sich die Sonde ab, und nur optimistische Kometenforscher glaubten im Ernst, dass man je wieder von ihr hören würde.

          Doch sie ist wieder da. Am Freitagnachmittag meldete sich Philae schon zum dritten Mal bei ihren Betreuern vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Nachdem die beiden ersten Kontakte am vergangenen Wochenende nur kurz beziehungsweise wenig stabil gewesen waren, währte der dritte 19 Minuten. Die Daten waren exzellent. „Mittlerweile hat der Lander eine Betriebstemperatur von null Grad Celsius erreicht“, freute sich Michael Maibaum vom DLR. „Das bedeutet, dass die Batterie ausreichend aufgeheizt ist, um Energie speichern zu können. Damit könnte man dann auch während der Kometennacht mit Philae arbeiten.“

          In Le Bourget gaben die Forscher zu, dass sie nach der im Prinzip geglückten Landung und den ersten Daten überhaupt von einer Kometenoberfläche im November doch etwas enttäuscht gewesen waren. Denn von Philaes insgesamt zehn Instrumenten kamen ausgerechnet der Bohrer und ein Gerät namens APXS zur Bestimmung der Zusammensetzung der obersten Bodenschicht nicht zum Einsatz.

          Nach Landung auf Komet : Philae ist wieder „wach“

          Sieben Monate bei -150 Grad

          Wie die Analyse der zur Erde gefunkten Bilder ergab, hängt Philae an einem Hang und streckt einen seiner drei Füße ins Leere. Zwar lässt sich die Sonde relativ zu ihrem Dreibein drehen, um Bohrer oder APXS optimal in Stellung zu bringen. Doch diese Funktion wurde damals für die optimale Ausrichtung des mit Solarzellen beklebten Rumpfes zur Sonne benötigt.

          „Wenn die Sonde an der Stelle ihres ersten Aufsetzens auf der Nordhälfte des Kometen geblieben wäre, dann hätte sie an jedem 12,6-stündigen Kometentag neun Stunden lang Sonne gehabt“, sagt Philippe Goudan aus dem Philae-Team. „In Abydos dagegen sind wir auf der Südhälfte im Winter runtergekommen.“ Nach Erschöpfung der Batterie sank die Temperatur dort bis auf -150 Grad. „Es war ganz und gar nicht ausgemacht, dass unsere Systeme das überleben würden“, sagt Jean-Pierre Bibring, der Chefwissenschaftler der Sonde.

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