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Bemannte Raumfahrt : China startet Bau seiner Raumstation

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Eine Trägerraket von Typ „Langer Marsch 5B-Y2e“ steht startbereit auf dem Weltraumbahnhof Wenchuan. An Bord ist das Basismodul der Raumstation „Tiangong“. Bild: dpa

China baut eine bemannte Raumstation in der Erdumlaufbahn. Der Start des ersten Moduls mit einer Trägerrakete vom Typ „Langer Marsch“ steht kurz bevor.

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          Die Vorbereitungen für den Start der chinesischen Rakete vom Typ „Langer Marsch 5B“ mit dem Kernmodul für den Bau der Raumstation „Tiangong“ (Himmelspalast) laufen auf Hochtouren. Am Raumfahrtbahnhof Wenchuan auf der Insel Hainan in Südchina steht seit dem Wochenende die Trägerrakete auf der Startrampe bereit. Wann genau der Start erfolgen wird, ist noch unbekannt. Experten rechnen damit, dass Langer Marsch 5B  am 28. April abhebt. Dafür spricht, dass die chinesische Polizei Beschränkungen für den Verkehr um den Raumfahrtbahnhof angeordnet hat, die von Mittwochabend bis Donnerstagabend dauern sollen.

          Mit dem Bau der Raumstation beginnt China das bisher größte Vorhaben seines ehrgeizigen Weltraumprogramms. Es gab bisher zwei kleinere Vorgänger: Das Raumlabor Tiangong 1 startete 2011 ins All und verglühte 2018 unkontrolliert in der Atmosphäre. Sein Nachfolger Tiangong 2 wurde 2016 auf den Weg gebracht. Zwei Raumfahrer wohnten und experimentierten dort 29 Tage lang. Im Juli 2019 ließ China Tiangong 2 nach fast drei Jahren kontrolliert verglühen.

          Im Frachtraum der Trägerrakete steckt das „Tianhe“ (Himmlische Harmonie) genannte Kernmodul für die neue Raumstation, die frühestens im kommenden Jahr fertiggestellt sein könnte. „Tianhe“ ist 16,6 Meter lang hat einen Durchmesser von 4,2 Metern. Das Kernmodul sorgt für Strom und Antrieb, bietet Unterkünfte für drei Taikonauten, die bis zu sechs Monate an Bord bleiben können. Zwei weitere Teile für wissenschaftliche Experimente werden t-förmig angebaut.

          Ein Modell der chinesischen Raumstation „Tiangong“
          Ein Modell der chinesischen Raumstation „Tiangong“ : Bild: Reuters

          Kurz nach dem Start des chinesischen Kernmoduls könnte im Mai das Cargo-Raumschiff „Tianzhou 2“ mit Treibstoff und Versorgungsgütern folgen. Auch bereiten sich derzeit drei Astronauten vor, an Bord von des Raumschiffs „Shenzhou 12“ möglicherweise im Juni zu „Tianhe“ zu fliegen. Die Bauphase erfordert einen gedrängten Flugplan: Insgesamt sind elf Flüge geplant – drei davon mit Modulen, vier Frachtmissionen und vier bemannte Raumflüge, wie das chinesische Raumfahrtprogramm mitteilte. Mit Tiangong 1 und Tiangong 2 hat sich die junge Raumfahrtnation auf das komplexe Vorhaben vorbereitet. Es wurden Rendezvous- und Auftankmanöver sowie Weltraumspaziergänge geübt.

          Sollte die Internationale Raumstation ISS in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellen – ihr Betrieb ist bis 2024 gesichert –, dann wäre China möglicherweise die einzige Nation, die eine Raumstation unterhält. Während Russland und die Vereinigten Staaten derzeit diskutieren, was mit der ISS nach 2024 geschehen soll, denken beide Nationen an eigene, neue Außenposten im All. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hätte gerne 2030 eine eigene Station in einer Erdumlaufbahn, während die Nasa den Mond im Blick hat. Die als Lunar Gateway bezeichnete Station soll den Erdtrabanten umrunden und Ausgangsbasis für die Landung von Menschen auf der Oberfläche des Mondes sein. Frühestens 2024 könnten erste Komponenten ins All gebracht werden, heißt es von der Nasa.

          Raumstationen im All – Außenposten der Menschheit

          Sie ließen den Traum vom Leben im Weltall Wirklichkeit werden. Seit mehr als einem halben Jahrhundert sind Raumstationen dort Außenposten der Menschheit.

          SALJUT: Im Rennen um die Vorherrschaft im All errichtet die Sowjetunion im April 1971 mit Saljut-1 die erste bemannte Raumstation der Geschichte, gut 200 Kilometer über der Erde. Letzte Station des Programms ist Saljut-7, die 1982 in den Orbit startet und 1991 beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht.

          SKYLAB: Die Antwort der USA lässt nicht lange auf sich warten: 1973 geht die einzige rein amerikanische Raumstation in Betrieb, das „Himmelslabor“ Skylab. Bei insgesamt drei Missionen beobachten jeweils drei Astronauten Sonne und Erde und führen medizinische und biologische Experimente durch, unter anderem zur Schwerelosigkeit. Die Station verglüht 1979.

          MIR: Nach ihrem Start 1986 bleibt die russische Raumstation 15 Jahre lang das größte künstliche Objekt in der Umlaufbahn der Erde. Wurde Saljut-7 noch vollständig auf der Erde zusammengebaut, werden bei der Mir mehrere Module erst im Weltraum montiert. Unter russischer Führung wird die Station international für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Nach mehr als 86.000 Erdumrundungen kommt es 2001 zum kontrollierten Absturz.

          ISS: In 400 Kilometern Höhe kreist die Internationale Raumstation ISS in rund 90 Minuten einmal um die Erde. Ihr schrittweiser Aufbau hatte 1998 begonnen. Beteiligt sind neben den USA, Russland, Kanada und Japan die Mitgliedsstaaten der Europäischen Raumfahrtagentur Esa.

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