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2022 im Rückblick : Souvenirs aus der Wissenschaft

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2022 war ein Jahr der Asteroiden: der kleine Meteorit steht auf dem Schreibtisch von Sibylle Anderl. Bild: Saskia Stöhr

Auch 2022 gab es aus der Wissenschaft so viel Spannendes zu berichten, dass ein vollständiger Rückblick schwer fällt. Die Redaktion hat daher eine persönliche Auswahl getroffen und ihre Souvenirs aus dem zu Ende gehenden Jahr mitgebracht.

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          Die kosmische Gefahr von oben

          Vor einigen Jahren bekam ich einen kleinen, schimmernden Stein in einem etwas merkwürdig anmutenden Plastikaufsteller als Geschenk per Post geschickt. Ein echter Meteorit sollte das sein, das war zumindest anhand eines beiliegenden Echtheitszertifikats beurkundet. Auch wenn die Echtheit des Echtheitszertifikats nicht zweifelsfrei zu bestätigen war, schmückt dieser angebliche Bote aus dem All seitdem meinen Schreibtisch.

          Nie aber blieb mein Blick so oft an ihm hängen wie in diesem Jahr, denn 2022 war ein Jahr der Asteroiden. Das begann bereits im Dezember 2021, als der Film „Don’t Look Up“ auch bei denjenigen ein Interesse an den Risiken einer Auslöschung der Menschheit durch Asteroideneinschlag erweckte, die alles Kosmische ansonsten eher für Schöngeisterei hielten. Befeuert wurde es auch durch Elon Musk, der ja die Urangst mit sich herumträgt, die Menschheit könne von einem kosmischen Einschlag ausgelöscht werden, bevor sie zu einer multiplanetaren Spezies geworden ist – etwas, dem wir 2022 mit dem Beginn der Artemis-Mondmission ein kleines Stück nähergekommen sind.

          Und noch ein anderes Projekt leistete in diesem Jahr einen Beitrag dazu, dass Angstgeplagte etwas ruhiger schlafen können: Im Rahmen der DART-Mission der NASA gelang es im September, den Asteroiden Dimorphos durch den gezielten Einschlag einer Sonde von seiner Bahn abzulenken. Dass solche Techniken tatsächlich einmal nützlich sein könnten, lernten wir erst jüngst wieder, als Anfang November ein (ungefährlicher) „Planetenkiller“ entdeckt wurde. Trotz umfangreicher Überwachungsprogramme war der uns bislang dadurch verborgen geblieben, dass er sich am Himmel aus Sonnennähe auf uns zubewegt.

          Kosmische Einschläge können aber auch positive Folgen haben: Die Insight-Marsmission konnte in diesem Jahr endlich die gesuchten seismischen Oberflächenwellen registrieren, die es erlauben, die weiträumige Struktur der Marskruste zu rekonstruieren. Auslöser war der Einschlag eines Meteorits am 24. Dezember 2021. Wir haben also viel lernen können über die kollisionsfreudigen Brocken aus dem All – nur über die Herkunft meines eigenen kleinen potentiellen Vertreters dieser Klasse weiß ich nach wie vor recht wenig. Sibylle Anderl

          Süße Probleme

          Der Irrsinn der Zuckerglobuli ging bis zu Abnehmtipps: die Würfelzuckerration erinnert Hinnerk Feldwisch-Drentrup täglich daran.
          Der Irrsinn der Zuckerglobuli ging bis zu Abnehmtipps: die Würfelzuckerration erinnert Hinnerk Feldwisch-Drentrup täglich daran. : Bild: Saskia Stöhr

          Viele Menschen verteufeln Zucker als dick machendes Konsumprodukt, andere sehen ihn als Segen – nicht nur in der Weihnachtszeit. Schließlich erfand vor gut 200 Jahren ein deutscher Mediziner den Ansatz, auf Zuckerbasis praktisch alle Krankheiten zu heilen, inzwischen ist die Hahnemannsche Homöopathie in fast jeder deutschen Apotheke zu finden. Dabei hat sich in vielen Studien bestätigt, dass die Zuckerkügelchen mit ihren hoch verdünnten „Wirk“-Stoffen nicht mehr helfen als ein Placebo, also dieselben Kügelchen ohne homöopathischen Zauber. Wissenschaftlich ist hier wenig Neues zu erwarten: Gelänge ein Nachweis, dass die von Homöopathen postulierte Informationsübertragung beim Verdünnen und Verschütteln entgegen aller wissenschaftlichen Evidenz tatsächlich existiert, wäre ein Nobelpreis sicher. Zwar tauchen immer wieder Studien auf, die dies bewiesen haben wollen. Doch gab es dieses Jahr eine Meta-Untersuchung, die für Anhänger von Globuli eine bittere Pille sein wird: Im Frühjahr schrieben österreichische und US-amerikanische Forscher im Fachmagazin BMJ Evidence-­Based Medi­cine, dass es bei Homöopathie-Studien oft Probleme gibt. So wurden offenbar negative Ergebnisse selten veröffentlicht, klinische Studien teils zuvor nicht registriert, häufig habe es auch nachträgliche Veränderungen im Studiendesign gegeben. „Diese Ergebnisse deuten auf bedenkliche Mängel bei wissenschaftlichen und ethischen Standards und ein hohes Risiko für Verzerrungen hin“, erklärten sie.

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