Herrscht hierzulande „Baumfrevel mit System“?
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Platanenallee am Mainufer in der Frankfurter Herbstsonne. Bild: Wolfgang Eilmes
Stumpf und Schande: Wie es um alte Stadtbäume in Deutschland steht, ist unklar. Sind sie im Weg, ihre Pflege zu teuer, werden sie oft gefällt. Es sind mehr als grobe Einschläge ins Stadtbild.
Die Libanonzeder im Vorgarten von Liselotte Rehm war nicht nur ein Baum, sie war ein Wahrzeichen: 120 Jahre lang prägte das mediterrane Kieferngewächs das Gründerzeitviertel ihres Heimatorts Emmendingen im Breisgau. Eigentümerin Rehm, 92, spricht über die Zeder wie über ein Familienmitglied. Mitte Januar setzte sich nasser Schnee auf die Äste, einige brachen ab und stürzten zu Boden.
Ein Auto und die Stromleitung der Straßenbeleuchtung wurden beschädigt. Verletzt wurde niemand, doch die Tage des dreißig Meter hohen Familienmitglieds waren gezählt. Von der Libanonzeder ist heute nur ein ein Meter hoher Stumpf übrig, dem Quartier fehlt sein Wahrzeichen. Mitte März waren Spezialkräfte angerückt und hatten den stattlichen Baum zu Kleinholz verarbeitet, obwohl ein Baumpfleger ihn im Januar begutachtet und für gesund befunden hatte. Da der Nachbar aber Druck machte und Kinder auf ihrem Schulweg darunter durchmussten, wollte Rehm das Risiko nicht mehr tragen.
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