Mit Superlasern und einem Quantentrick
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Eine Kapsel, gefüllt mit Deuterium und Tritium, wird an der National Ignition Facility in Berkley mit intensiven Laserstrahlen bestrahlt, worauf der Brennstoff im inneren fusioniert. Bild: Don Jedlovec, NIF
Innerhalb von nur zehn Jahren will ein Münchner Start-up ein Fusionskraftwerk zum Laufen bringen. Ist das mutig oder angewandte Science-Fiction?
Ein Labyrinth aus Röhren, Kabeln und Messvorrichtungen überwuchert den riesigen Tisch. Im Hintergrund blinkt hellgrünes Licht. „Das sind nur die Pumplaser“, erklärt Marius Schollmeier. „Der eigentliche Laser läuft noch nicht.“ Bei dessen Betrieb dürfte sich der Physiker auch gar nicht in der Reinraumhalle des Aleph befinden, durch die er uns gerade eine pandemiegerechte Onlineführung gibt. Aleph gehört zur Colorado State University in Fort Collins und ist einer der stärksten Laser der Welt. Seine Lichtpulse sind nur wenige Femtosekunden kurz – in einer Femtosekunde kommt selbst Licht gerade mal 0,3 Mikrometer weit. Dafür erreichen sie knapp ein Petawatt Lichtleistung, was – wenn auch nur für diesen kurzen Moment – fast an die Größenordnung der Wärmetransportleistung des Golfstroms herankommt.
Es ist erstaunlich, wie derart extrem starke Laser funktionieren können, ohne sich selbst zu zerstören. Sie verdanken das einer Idee, für welche die Amerikanerin Donna Strickland und ihr französischer Kollege Gérard Mourou 2018 eine Hälfte des Physiknobelpreises erhielten. Mourou ist wissenschaftlich am Münchner Start-up-Unternehmen „Marvel Fusion“ beteiligt, in dessen Konferenzraum wir gerade Schollmeiers Führung verfolgen. Aleph mag schon enorm sein, aber Schollmeiers Team macht dort nur Vorversuche für ein noch extremeres Ziel: Innerhalb eines Jahrzehnts will Marvel Fusion mithilfe von Lasern die Kernfusion zu einer technisch einsetzbaren Energieform machen.
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