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3-D-Backkunst : Die Käsetorte aus dem Drucker

Zur Krönung der aus sieben Zutaten bestehenden Torte wird zum Schluss noch der Erdbeer-Zuckerguss aufgetragen. Bild: Jonathan Blutinger/Columbia Engineering

Thermomix und Mikrowelle bekommen Konkurrenz. Der 3-D-Drucker kann nicht nur komplexe mechanische Bauteile additiv fertigen, er druckt inzwischen auch Torten.

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          Für Sterneköche muss es eine ziemliche Zumutung sein, Gourmets wird schon allein die Vorstellung schaudern lassen. Doch für alle, die nicht gerne kochen oder backen und schon mal Spiegeleier anbrennen lassen, könnte es eine echte Alternative sein: Essen, zubereitet von einem 3-D-Drucker. Ein Klick mit der Computermaus genügt, und schon zaubert der 3-D-Drucker die leckersten Mahlzeiten, Kuchen und sogar Torten auf den Teller. Rezepte und die Art und Weise der Zubereitung lassen sich über ein Computerprogramm auswählen, die Zutaten befinden sich in Fläschchen und werden über eine Düse abwechselnd Schicht für Schicht auf die Unterlage flüssig aufgetragen.

          Ein feiner Laserstrahl ersetzt die Herdplatte. Dort, wo er auftrifft, härten die Zutaten aus, ähnlich wie bei der additiven Fertigung komplexer mechanischer Werkstücke. Was nach Science fiction klingt, hat für den Robotiker Hod Lipson von der Columbia University in New York das Potential, Kochen und Backen zu revolutionieren. Jeder könne nun individuell nach seinen Bedürfnissen, bedingt etwa durch eine Diät oder Unverträglichkeiten, die Mahlzeit auswählen und die Zutaten entsprechend anpassen. Profitieren würden auch Eltern kleiner Kinder oder alleinerziehende Mütter oder Väter, die wenig Zeit zum Kochen haben, versucht uns Lipson das Essen aus dem 3-D-Drucker schmackhaft zu machen.

          Der Ingenieur, der im Jahr 2005 mit dem ersten gedruckten Schokoladenkuchen für Aufsehen sorgte, präsentiert mit Kollegen im Nature Journal „Science of Food“ Variationen mehrlagiger Käsetorten als Krönung, gedruckt in Millimeterpräzision und nur 30 Minuten. Sieben Zutaten bieten die Forscher an: Erdnussbutter, Nutella, Bananenpüree, Erdbeermarmelade, Kirschsaft und Zuckerguss sowie eine Graham-Cracker-Paste. Letztere basiert auf amerikanischen Keksen, ausgehärtet dient sie als Boden, Umrandung und Zwischenlagen. Anhand eines Computermodells haben Lipson und seine Kollegen die Torte designt und die Anteile der Zutaten optimiert, sodass das Produkt nicht unter seiner Last in sich zusammenfällt. Acht Versuche starteten die Forscher. Drei davon waren komplette Fehlschläge. Von den restlichen fünf entsprach aber nur eine Variante der Vorstellung von Lipson und seinen Kollegen.

          Wie das Ergebnis geschmeckt hat, war kurz vor Redaktionsschluss nicht in Erfahrung zu bringen. Mag der 3-D-Drucker den Thermomix und die Mi­krowelle tatsächlich eines Tages ersetzen – die Freude an einem leckeren, selbst gebackenen Kuchen ganz bestimmt nicht.

          Manfred Lindinger
          Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“.

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