Eine Frau in London beim Weihnachtsbummel am 22. Dezember 2021. Ein Kurswechsel im eher laxen Corona-Management wird derzeit in Großbritannien diskutiert. Bild: dpa
Experten auf Schleuderkurs: Einerseits werden bis März mehr Infektionen prognostiziert als in der gesamten Pandemie bisher, andererseits gibt es immer mehr Belege für mildere Verläufe mit Omikron. Was heißt das fürs Pandemiemanagement?
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Mildere Verläufe – und trotzdem kein harmloses Erkältungsvirus, hoffen und dennoch nicht entwarnen: Die Omikron-Variante stellt die Experten inzwischen vor delikate Kommunikationsaufgaben. Ein gutes halbes Dutzend neuer Studien mit klinischen Daten sind im Laufe der vergangenen Tage öffentlich geworden – viele davon allerdings noch gar nicht abschließend begutachtet –, die alle in eine Richtung deuten: Omikron kann zwar genauso krank machen wie Delta, das allerdings seltener. Zudem erkranken weniger Infizierte nach einer Ansteckung mit Omikron an Covid-19, aber weniger so schwer, dass sie klinisch behandelt werden müssen. Damit gibt es für die Wissenschaftler gute Gründe anzunehmen, dass das Risiko für einen schweren und tödlichen Verlauf – jedenfalls gilt das für Geimpfte – geringer ist als etwa bei der aktuell in Deutschland noch dominierenden Delta-Variante. Trotzdem gibt es von fast keinem Experten Entwarnung.
Neue Modellrechnung
Warum das so ist, lässt sich an einer neuen Modellrechnung aus dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle zeigen. Das Team um Chris Murray hat in seinen aktualisierten Projektionen der Covid-19-Pandemie die Omikron-Befunde und Ausbreitungswellen seit Auftauchen der Variante Ende November eingearbeitet. Die entscheidende zugrunde liegende Annahme: Omikron ist dank seiner Kombination von mehr als fünfzig Mutationen noch sehr viel ansteckender als Delta, wegen der Immunflucht des Virus insbesondere infektiöser auch für unvollständig, ungeboosterte Menschen – allerdings ist die Variante auch weniger gefährlich mit Blick auf die Covid-19-Krankheit. Die Konsequenz: In den nächsten zwei bis drei Wochen seien weltweit gesehen mindestens so viele Infektionen zu erwarten wie schätzungsweise in der gesamten Pandemie bisher: gut drei Milliarden Ansteckungen, im Januar zum Höhepunkt etwa 35 Millionen täglich.
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