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Öko-Katastrophe in Nicaragua? : Ein Megakanal im Zeichen des Drachen

  • -Aktualisiert am

Wäschewaschen in Pueto Morrito Bild: Axel Meyer

Nicaragua will 2014 mit dem Bau von „El Gran Canal“ beginnen. Ökologisch deutet sich ein Desaster an. Hinter dem neuen Atlantik-Pazifik-Kanal steht ein fernöstliches Konsortium - oder sogar Peking?

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          Nun ist es wohl bald so weit, der Traum oder, je nach Sichtweise, auch Albtraum wird wohl bald endlich wahr werden. Nicaragua, das bettelarme mittelamerikanische Land der Seen und Vulkane wird sich dramatisch verändern. Die Chinesen - wer sonst denkt heute noch so groß - planen einen riesigen transozeanischen Kanal durch Nicaragua zu bauen, der den Pazifik mit dem Atlantik verbindet. Schon im Juni 2014 soll wahrscheinlich mit dem historischen 40-Milliarden-Dollar Megaprojekt begonnen werden.

          Einen Kanal durch Nicaragua zu bauen ist eine alte Idee, die schon Napoleon III. vor mehr als 150 Jahren hatte. Er regierte Frankreich als sein letzter König von 1852 bis 1870, expandierte das Reich allerdings in vielen Teilen der Erde, so auch zeitweise bis nach Mexiko, wo durch den amerikanischen Bürgerkrieg ein Machtvakuum entstanden war. Vorher saß er in Nordfrankreich im Gefängnis nach einem verfehlten Putschversuch und hatte viel Zeit, über diverse Projekte wie einen Kanal durch Nicaragua nachzudenken. Louis Napoléons Plan unterscheidet sich von allen anderen, denn er hätte den Kanal sehr weit nördlich, sogar um beide große Seen Nicaraguas, den Managua- und den Nicaraguasee, herumgeführt. Die Alternative wäre der Weg durch den Nicaraguasee. Sogar schon Mitte des 16. Jahrhunderts hatten spanische Kolonialisten so einen Kanal entlang des San-Juan-Flusses zwischen dem heutigen Nicaragua und Costa Rica im Süden angedacht. Konkreter wurden dann schon die US-Amerikaner: Der amerikanische Eisenbahnmagnat Cornelius Vanderbilt verdiente einen Teil seines Vermögens durch den Goldrausch, indem er in den vierziger und fünfziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts Abenteurer und Goldsucher von der Ostküste Nordamerikas nach Kalifornien brachte - durch Nicaragua. Denn es gab damals noch keine Eisenbahnverbindung durch Nordamerika. Er hatte sich die Rechte für einen Kanalbau und eine Route durch Nicaragua für seine „Accessory Transit Company“ gesichert.

          Bild: F.A.Z.

          Es segelten Dampfschiffe von New York nach Greytown, wie San Juan del Norte damals noch genannt wurde, an der Flussmündung des San-Juan-Flusses in der Karibik. Dann ging es weiter mit Flussschiffen durch den Nicaraguasee und mit Kutschen über den kurzen Landweg nach San Juan del Sur an die Pazifikküste. Von dort gelangten 2000 Abenteurer pro Monat dann nach Norden per Dampfer bis nach San Francisco. Nach langem Hin und Her in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts gaben die Vereinigten Staaten die Pläne für einen Nicaraguakanal schließlich auf, nachdem sie die Rechte für den Bau des Panamakanals von den Franzosen gekauft hatten. Ferdinand Lesseps, der noch den Suezkanal triumphierend gebaut hatte, scheiterte an der Geologie Panamas und vor allem an Tropenkrankheiten wie Gelbfieber und Malaria, die mehr als zwanzigtausend seiner Arbeiter das Leben gekostet hatten.

          Der Traum eines Gran Canal durch Nicaragua wurde trotzdem in den genau einhundert Jahren seit der Eröffnung des Panamakanals nie ganz zu Ende geträumt. Im Juni 2013 hat das Parlament in Nicaragua nun einem weitreichenden Gesetz zugestimmt, das einer „Hong Kong Nicaragua Canal Development Investment Co.“ (HKND) die Rechte für zunächst 50 Jahre (verlängerbar um weitere 50 Jahre) für den Bau und den Betrieb des Kanals übertragen. HKND und sein Besitzer, Investor Wang Jing, wird 49 Prozent und Nicaragua 51 Prozent der Anteile gehören.

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