: Nur so ein Gefühl
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Das Ende des T-Shirt-Wetters sah Sybille Rombach auch ohne die Satellitenbilder kommen. Plötzlich habe der Kopf gedröhnt und die Augen hätten gejuckt. "Ich spüre es immer vorher, wenn sich das Wetter stark ändert", sagt die Freiburgerin und deutet zum Fenster.
Das Ende des T-Shirt-Wetters sah Sybille Rombach auch ohne die Satellitenbilder kommen. Plötzlich habe der Kopf gedröhnt und die Augen hätten gejuckt. "Ich spüre es immer vorher, wenn sich das Wetter stark ändert", sagt die Freiburgerin und deutet zum Fenster. Eine Kaltfront brachte über Nacht Regen, in den Höhenlagen des Schwarzwalds schneite es gar.
Vielen ergeht es ähnlich. In Umfragen gibt etwa jeder zweite Deutsche an, wetterfühlig zu sein (siehe "Wenn der Nordwind bläst"). Frauen mehr als Männer, Alte häufiger als Junge. Ihre Symptome sind vielfältig, die meisten klagen über Kopfschmerzen, Erschöpfung und Müdigkeit. Bei manchen schmerzen die Gelenke oder Narben, andere fallen in eine Depression und halten das Wetter für den Auslöser.
Aber in der Wissenschaft herrscht keineswegs Einigkeit: Wo die einen Zusammenhänge erkennen, haben andere Zweifel. Schürt der Biowetterbericht womöglich Leiden, die Wind und Regen gar nicht auslösen? Ist Wetterfühligkeit Unsinn, die vermeintliche Volkskrankheit reine Einbildung?
Nein, sagt Christina Koppe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Freiburg. "Viele Menschen leiden sehr stark unter dem Wetter." Wetterfühligkeit sei bei den meisten mehr als nur Einbildung. Aus der DWD-Zentrale in Offenbach bekommt die Medizinmeteorologin die neuesten Wetterdaten, auf deren Basis sie das Biowetter für die staatliche Behörde erstellt. "Für Personen mit hohem Blutdruck besteht eine schwache Neigung zu Herz-Kreislauf-Beschwerden und ein leicht erhöhtes Risiko bei Angina pectoris", heißt es in einer Prognose für die vergangene Woche. Zudem sei mit einer wetterbedingt leicht erhöhten Anfälligkeit zu Krämpfen und Koliken sowie Anfälligkeiten im rheumatischen Bereich zu rechnen.
Die Grundlage des Biowetterberichts bilden Studien, die laut Koppe "signifikante Zusammenhänge zwischen Wetter und menschlichem Organismus gefunden haben". Vor etwa zehn Jahren sei die Wetterklassifikation des DWD zuletzt aktualisiert worden. Demnach ist das Tief meistens schlecht, allerdings mache es für Betroffene einen großen Unterschied, ob sie sich nun davor, inmitten des Zentrums oder dahinter befinden. Vor einer Warmfront zum Beispiel könne sich das Wetter ungünstig auf Blutungen, niedrigen Blutdruck und Herz auswirken. Asthmatiker und Menschen mit chronischer Bronchitis sollten das Tief jederzeit fürchten. Hochdruckgebiete hingegen hätten eher günstigen Einfluss auf Patienten mit niedrigem Blutdruck, Herzinsuffizienz und Angina pectoris, es sei denn, es wird entweder zu heiß, zu kalt oder zu stickig. Dann allerdings müsste der Körper tatsächlich reagieren.
Der DWD versteht den Biowetterbericht als Teil seines Auftrags. Ein Bedarf ist bei Millionen von deutschen Wetterfühligen zweifelsfrei vorhanden. Das solle aber nicht heißen, dass kommerzielle Interessen dahinterstünden: "Wir wollen beim DWD - im Gegensatz zu einigen anderen Anbietern - damit kein Geld verdienen", sagt Koppe.