Navigation im Tierreich : Delphine mit besonderer Spürnase
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Haben Delfine auch einen Magnetsinn wie Vögel Bild: dpa
Orientieren sich die Großen Tümmler auch am Erdfeld? Ein im Delphinarium versteckter Magnet weckte zumindest das Interesse der Tiere.
Ob in der Luft, zu Lande oder im Wasser - viele Tiere nutzen anscheinend das Magnetfeld der Erde zur Orientierung. Zuerst bei Zugvögeln nachgewiesen, wird diese Fähigkeit inzwischen unter anderen auch Krebsen, Insekten, Fischen, Amphibien und Reptilien zugeschrieben. Sogar Säuger tauchen auf der Liste der magnetsensiblen Tiere auf, insbesondere Wale. Dass Meeressäuger auf ihren Streifzügen in den Ozeanen von einem Magnetsinn profitieren, klingt einleuchtend. Die Beweislage ist allerdings dünn. Französische Biologen haben daher nun eine Walart, den Großen Tümmler, systematisch auf die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Magnetfeldern getestet - mit durchwachsenem Ergebnis.
Für die Annahme, Wale könnten wie Zugvögel das Erdmagnetfeld zum Navigieren nutzen, sprechen verschiedene Beobachtungen. So hat man Hinweise gefunden, dass Wanderrouten mitunter entlang von Bereichen mit geringer geomagnetischer Intensität verlaufen. Auch das Stranden von Walen wird bisweilen mit Veränderungen im Erdmagnetfeld erklärt. Woran es aber mangelt, sind experimentelle Belege wie bei Zugvögeln. Sie lassen sich bei freilebenden Meeressäugern schwer gewinnen.
Schwacher Befund überzeugt Biologen
Die Gruppe um Alban Lemasson und Dorothee Kremers von der Universität Rennes entschloss sich daher für Experimente in einem Delphinarium. Als Versuchstiere dienten sechs Delphine. Es handelte sich dabei um Große Tümmler - eine Walart, die durch den Filmstar „Flipper“ bekannt ist. Die Forscher wollten herausfinden, ob die Delphine auf ein künstliches Magnetfeld im Becken reagieren. Dazu bestückten sie einen perforierten Kunststoffbehälter mit einem Neodym-Magneten und hängten diese Vorrichtung ins Wasser. Dann hielten sie mit einer Videokamera fest, wie die Tiere reagierten.
Zur Kontrolle wurde eine entmagnetisierte, ansonsten aber identische Vorrichtung in das Becken verbracht. Ziel der Biologen war es, die Delphine möglichst nicht in ihrer Bewegungsfreiheit zu beeinträchtigen. Die Tiere konnten zum Beispiel auch in ein anderes Becken des Delphinariums schwimmen. Wie Lemasson zusammen mit den anderen Forschern in der Zeitschrift „Naturwissenschaften“ berichtet, hatte es auf die meisten Verhaltensweisen praktisch keinen Einfluss, ob der Kunststoffbehälter einen Magneten barg oder nicht. Zum Beispiel hielten sich die Tiere gleich lang in der Nähe auf und stupsten beide Objekte gleich häufig mit der Nase an. Das Magnetfeld, obwohl in der Nähe vieltausendmal stärker als das der Erde, schien also weder anziehend noch abstoßend gewirkt zu haben.
Nur in einer Hinsicht ließ sich ein Unterschied feststellen: Die magnetische Vorrichtung weckte das Interesse der Delphine schneller als die nichtmagnetische. Im ersten Fall näherten sich die Tiere nach durchschnittlich 5,7 Minuten, im zweiten Fall nach 6,2 Minuten. Groß war die Differenz also nicht. Die Forscher sehen in ihr aber den ersten experimentell erbrachten Beweis für eine Magnetsensitivität bei einer Walart. Den Walen, so ihre Folgerung, gebühre ein Platz auf der Liste der magnetsensiblen Tiere. Gleichwohl räumen sie ein, dass noch Bedarf an präziseren und schlüssigeren Ergebnissen besteht. Über die Beschaffenheit des vermuteten Magnetsinnesorgans kann man ohnehin nur spekulieren.