Zika-Epidemie : Machen Tränen krank?
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Das Zika-Virus könnte durch Tränen übertragen werden. Bild: Robert Boston
Das auf dem amerikanischen Kontinent gefürchtete Zika-Virus hat offenbar viele Übertragungswege entwickelt. Jetzt stehen auch die Tränen der Infizierten unter Verdacht.
Das Zika-Virus breitet sich in den Augen vieler Wissenschaftler schneller aus, als allein durch infektiöse Mückenstiche möglich wäre. Immer mehr Forscher konzentrieren sich deshalb auf alternative Übertragungswege. Auch eine Forschungsgruppe von der Washington University of Medicine in St. Louis hat eine mögliche Ansteckungsquelle identifiziert: Tränen.
Ein Drittel aller im Mutterleib infizierten Neugeborenen weisen nach der Geburt offenbar Augenkrankheiten wie Entzündungen des Sehnervs, Netzhautschäden oder Blindheit auf. In Erwachsenen kann der Erreger eine Bindehautentzündung und in seltenen Fällen Uveitis, eine Infektion im Augeninneren, auslösen. Die in der Zeitschrift „Cell Reports“ veröffentlichte Studie beschreibt nun die Wirkung des Zika-Erregers in den Augen von Mausföten, neugeborenen und ausgewachsenen Mäusen. „Unsere Arbeit deutet darauf hin, dass das Auge ein Reservoir für das Zika-Virus sein könnte“, sagt der Virologe Michael S. Diamond. Er und weitere Kollegen von der Washington University School of Medicine haben Mäuse mit Zika-Erregern infiziert. Nach sieben Tagen konnten aktive Viren im Auge nachgewiesen werden, nach 28 Tagen allerdings nur noch die Zika-RNA, also das genetische Material des Virus. Die Forscher glauben, dass ein gewisses Zeitfenster existiert, in dem die Tränen hoch infektiös und ansteckend sind.
Der Weg ins Auge
Doch wie gelangt das Virus ins Auge? Möglicherweise wandert das Virus vom Gehirn aus entlang des Sehnervs ins Auge. Alternativ könnte es auch die Blut-Netzhaut-Barriere überqueren und so eine Augeninfektion auslösen. Eine weitere mögliche Route könnte auch sein, dass die Erreger durch Tränen ins Auge eindringen könnten.
Die Augendefekte, die sich im Mutterleib entwickeln können, wurden in neugeborenen Mäusen nicht gefunden. Unklar bleibt auch, ob das Virus neurologische Veränderungen verursacht, die zu Blindheit und anderen Augenkrankheiten bei Kleinkindern führen können. Diese und weitere Fragen wollen die Forscher nun durch Versuche mit menschlichen Tränen klären. Selbst wenn diese sich als nicht ansteckend erweisen, hat die Entdeckung praktische Vorteile: Tränen könnten auf potenzielle Viren-RNA oder Antikörper getestet werden. Das ist weitaus weniger schmerzhaft, um die Zika-Infektion zu diagnostizieren, als eine Blutabnahme.