Warum lügen die Ärzte des Präsidenten?
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Hauptsache, der Kittel bleibt weiß: Dieser Präsidentenarzt hat einen „Doctor of Osteopathic Medicine“ (DO). Bild: AFP
Donald Trump glauben nur die wenigsten noch ein Wort. Doch seine Ärzte und medizinischen Berater schweigen, wenn er über Covid-Mittel lügt. Ist das unethisch?
Am Anfang klang es noch wie ein Witz: Der damalige Präsidentschaftskandidat Donald Trump veröffentlichte im Dezember 2015 einen Brief von seinem Hausarzt Harold Bornstein. Der Gastroenterologe summierte den körperlichen Zustand seines langjährigen Patienten so: „Sollte er, Mr. Trump, gewählt werden, kann ich unmissverständlich sagen, wird er die gesündeste Person sein, die jemals zum Präsidenten gewählt wurde.“ Dieses ungewöhnliche Urteil irritierte viele – abgesehen von Trumps Körperfülle, die von seiner berühmten Leidenschaft für Fast Food zeugen mag, wäre er mit siebzig Jahren schließlich auch die älteste Person, die je zum Präsidenten gewählt wurde.
Bornstein lieferte in seinem auf den 4.12. datierten Schreiben sogar Details: „Sein Blutdruck, 110/65, und seine Labortestergebnisse waren erstaunlich exzellent. “Tatsächlich ein erstaunlicher, ja traumhafter Blutdruck angesichts Trumps Statur. Solche Werte sind meist jungen, schlanken Menschen vorbehalten. Und „exzellent“ ist eine Beschreibung, die man in Arztbriefen eigentlich nicht findet. Ein Wort, das dennoch vertraut klingt, wenn es um Trump geht – nämlich nach der Sprache des 45. amerikanischen Präsidenten selbst. Und tatsächlich behauptete Bornstein rund drei Jahre später, diese Formulierungen stammten nicht von ihm – Trump hätte ihm den Brief diktiert. Doch Bornstein unterschrieb ihn trotzdem. Darf ein Arzt im Auftrag seines Patienten lügen?
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