Ist die künstliche Beatmung wirklich alternativlos?
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Eine Patientin mit Zugang zur künstlichen Beatmung auf der Intensivstation A im Bürgerhospital in Frankfurt am Main im September 2020. Bild: Lucas Bäuml
Die künstliche Beatmung für schwerkranke Covid-Patienten ist seit Monaten in der Diskussion. Wird zu viel intubiert? Eine neue Studie deutscher Lungenärzte rechnet die Zahl unnötiger Beatmungsopfer vor.
Die Sterblichkeit von Patienten mit Covid-19, die künstlich beatmet werden, ist extrem hoch. Berichte in der Fachliteratur beziffern sie auf 50 bis teils weit über 90 Prozent. Als Begründung heißt es meist, die Betroffenen hätten wegen ihrer schweren Erkrankung nur geringe Überlebensaussichten. Einige Experten lassen diese Erklärung allerdings nicht gelten. Kein Blatt vor den Mund nimmt dabei der renommierte Pneumologe Martin Tobin vom Veterans Affairs Hospital in Hines, Illinois. Der großzügige Gebrauch der künstlichen Beatmung ist demnach der sicherste Weg, um die Mortalität von Covid-19-Patienten zu erhöhen. Laut Tobin sollte das Verfahren nur zum Einsatz kommen, wenn andere, weniger belastende Beatmungstechniken versagt haben.
Bei einer Vollnarkose unabdingbar und einem Lungenversagen teils lebensrettend, setzt die künstliche Beatmung dem Organismus nämlich nachhaltig zu, und das umso mehr, je länger sie währt. So muss der Patient dabei in ein künstliches Koma versetzt werden, damit er die Prozedur erträgt und nicht gegen die Maschine anatmet. Personen höheren Alters laufen bei einer tiefen Narkose aber Gefahr, in ein Delirium abzugleiten oder kognitive Einbußen davonzutragen.
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