Wer denkt an die Risiken der Kinder?
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Unterricht in einer Turnhalle im italienischen Borgosesia im Mai 2020 Bild: EPA
Wann und wie öffnen die Schulen in der Corona-Pandemie? Wie ansteckend sind die Kinder tatsächlich? Bei diesen Debatten geht es erschreckend wenig um die Bedürfnisse der Kleinen selbst.
Kinder sind keine Individuen mehr, sondern potentielle Infektionsquellen – diesen Eindruck könnte gewinnen, wer derzeit die Nachrichten verfolgt. Welche Rolle die Jüngsten bei der Ausbreitung von Covid-19 spielen, fragen sich Politiker, Fernsehtalker und zahlreiche Wissenschaftler mit steigener Intensität. Im Rampenlicht stand jüngst eine Studie der Charité. Die Forscher um Christian Drosten hatten im Rachensekret von Kindern und Jugendlichen ähnlich hohe Mengen des Virus gefunden wie in Proben infizierter Erwachsener. Medien titelten prompt: „Kinder sind genauso ansteckend wie Erwachsene.“
Dem stellten sich Ärzte der Abteilung für pädiatrische Infektiologie um Johannes Hübner an der Universität München in einem Artikel entgegen, der vergangene Woche im „Deutschen Ärzteblatt“ erschienen ist. Sie folgern aus der Studienlage, dass Kinder wenig zur Verbreitung des Virus beitragen und die Schließungen von Schulen und Kitas überdacht werden sollten. Was ist nun richtig, und welchen Weg soll die Regierung einschlagen? Eine einfache Antwort auf die erste Frage gibt es nicht – trotzdem muss die zweite langsam beantwortet werden. Gerade Kindern aus prekären Verhältnissen könnte Schaden drohen, wenn man sie nicht bald wieder in die Schule lässt.
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