Wie Therapeuten mit den Händen heilen
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Keine Hypnose, sondern Szenen während der EMDR-Behandlung einer Traumapatientin. Bild: Picture-Alliance
Schlimme Erinnerungen mit Handbewegungen auslöschen, den Schmerz vom Kopf her in den Griff kriegen – das geht und war dennoch lange umstritten. Jetzt ist man dem Geheimnis im Gehirn auf den Fersen.
Zuerst haben sie sich alle die Augen gerieben, weil sie es für Hokuspokus hielten, dann hat es mächtig gefunkt in der Schulmedizin: Eine der ungewöhnlichsten Psychotherapien, die auch nach dreißig Jahren intensiver Forschung und Anwendung immer noch keinen salonfähigen Namen hat und abgekürzt EMDR-Therapie (für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“) genannt wird, gewinnt immer mehr Freunde bei Ärzten und Patienten – und nun auch immer mehr wissenschaftliche Plausibilität. In einer Untersuchung von niederländischen Wissenschaftlern am Donders-Hirnforschungsinstitut in Nijmegen sind jetzt bei Untersuchungen mit zwei Dutzend Probanden entscheidende Hinweise gefunden worden, wie man den quälenden seelischen Schmerz mit dem Einsatz der eigenen Augen regelrecht ausradieren kann: indem nämlich das Angstzentrum im Gehirn vorübergehend blockiert wird.
Damit sind die Neurologen mit ihrer Publikation im „Journal of Neuroscience“ an den Punkt zurückgekehrt, wo alles anfing: Bei der Entdeckung des Phänomens durch die amerikanische Psychologin und Literaturwissenschaftlerin Francine Shapiro während eines Spaziergangs durch die Wälder von Palo Alto in Kalifornien. Es war im Jahr 1987, kurz nachdem sie die Diagnose Krebs erhalten und mit ihrem schwerem Gemüt zu kämpfen hatte, da bemerkte Shapiro eine sonderbare Reaktion in ihrem Kopf: Je mehr sie nach oben in die sonnendurchfluteten Kronendächer schaute und die Blätter beobachtete, die unruhig im Wind wedelten, wurde es ihr warm ums Herz, die düsteren Gedanken an die Diagnose wurden regelrecht gedämpft. Shapiro fragte sich, ob die Blätter und das Licht ein Tor in ihre Seele geöffnet hatten, das bis dahin verschlossen blieb.
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