Medikament im Test : Die "Pille danach" für Raucher?
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Der Kick kommt sofort: Nur wenige kommen vom Nikotin los Bild: AP
In Gießen wird an Tieren ein Medikament entwickelt, das zerstörtes Lungengewebe repariert und Schäden bei aktiven Rauchern verhindern könnte. Ethisch sinnvoll?
Wenn sich in der Klinik bestätigen sollte, was Gießener Forscher jetzt an Mäusen entdeckt haben, könnte das eine gesellschaftliche Debatte um das Rauchen auslösen. Die Wissenschaftler haben bei Tieren, die man acht Monate lang starkem Tabakrauch ausgesetzt hatte und danach typische Lungenschäden aufwiesen, innerhalb von drei Monaten eine weitgehende Wiederherstellung des zerstörten Gewebes erreicht. Das berichtet die Gruppe um Norbert Weißmann von der Universität Gießen und Friedrich Grimminger von der Gießener Universitätsklinik in der Zeitschrift "Cell". Entscheidend war die Erkenntnis, dass ein Enzym namens "iNOS", das für die Herstellung des entzündungsfördernden Signalstoffs Stickstoffmonoxid zuständig ist, den Verlust an Lungenbläschen verursacht sowie die elastischen Fasern und kleinen Blutgefäße schädigt. Dadurch kommt es zu den bei Rauchern typischen Symptomen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), die durch chronische Bronchitits und später durch die Auflösung von Lungenbläschen - einem Emphysem - erkennbar wird, und die mit drei Millionen Todesopfern inzwischen zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit zählt. Die Gießener Forscher haben ein neues Medikament verwendet, das die induzierbare NO-Synthase blockiert. Auf diese Weise hat man nicht nur eine Regeneration des Lungengewebes erreicht, sondern bei gleichzeitiger Gabe des Mittels mit dem Tabakrauch sogar eine präventive Wirkung beobachtet: Die Lungen der Tiere blieben unter der Einwirkung des iNOS-Inhibitors vor der zerstörerischen Wirkung des Qualms geschützt.