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Kongress der Neurologen : Heilen durch Handeln im Kopf

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Ein komplexes System: Das menschliche Gehirn

Ein komplexes System: Das menschliche Gehirn Bild: ASSOCIATED PRESS

Wie ist das System der Spiegelneuronen in der Praxis nutzbar? Chancen bestehen für die Rehabilitation nach dem Schlaganfall.

          3 Min.

          Das Konzept der Spiegelneuronen lud von Anfang an zum Spekulieren ein. Kulturphilosophen und Erkenntnistheoretiker sprangen sofort auf diesen Zug auf. Endlich schienen jene Nervenzellen dingfest gemacht, die uns erlauben, im anderen das Selbst zu entdecken, Empathietheorien und eine Erklärung für die Entstehung von Religion inklusive. Ärzte, die sich mit der Heilung von Patienten befassen, müssen weit nüchterner vorgehen, ihre Theorien lassen entweder absehbar Erfolge erkennen, oder die Patienten und Geldgeber klinischer Forschungsvorhaben wenden sich enttäuscht ab. So sollte es in der vergangenen Woche auf dem Neurologenkongress in Wiesbaden denn auch eher empirisch fundiert als spekulativ zugehen.

          Die Forscher wollen selbstkritisch sein

          Ferdinand Binkofski, der Leiter der Sektion Klinische Kognitionsforschung an der Universitätsklinik Aachen, mahnte: "Wir müssen ganz selbstkritisch prüfen, was die Beobachtungen wirklich hergeben." Bei aller Skepsis behandelte man gleichwohl spannende Ansätze, die langfristig für die Therapie von Nutzen sein können.

          Als Spiegelneuronen bezeichneten italienische Forscher vor 15 Jahren jene Nervenzellen, die nicht nur bei eigenen Bewegungen feuerten, sondern ebenso dann, wenn die Makaken, bei denen man Hirnströme ableitete, ihre Artgenossen dabei beobachteten, wie sie exakt die gleichen Bewegungen vollführten. Die Spiegelneuronen widersprachen somit einem bis dahin gültigen Dogma: Es gibt Nervenzellen für den Input, also für die Wahrnehmung, und solche für den Output: die Motoneuronen, die unsere Muskelfasern aktivieren. Spiegelneurone sind indes in beiden Fällen aktiv, beim Zuschauen und Selbermachen. Diese Umwälzung elektrisierte viele Forscher, nicht zuletzt, weil sie auf theoretisch bereits vorbereiteten Boden fiel.

          Kann man das Konzept in der Praxis nutzen?

          Die Spiegelneuronen erfüllten nämlich frühere Theorien des Common Coding oder des ideomotorischen Prinzips, wie sie etwa im 19. Jahrhundert von dem amerikanischen Psychologen William James und später von dem Gestaltkreis-Erfinder Viktor von Weizsäcker formuliert worden waren, aber seinerzeit von der Physiologie nicht hatten belegt werden können. Der Hang zum Imitieren erhielt jetzt ein Substrat im Gehirn. Auch eher komplizierte Fähigkeiten wie die, sich in andere hineinversetzen zu können, passten gut dazu.

          Will man das Spiegelneuronensystem in der klinischen Praxis nutzen, muss man sich auf die Ursprünge besinnen. Bisher wurde gezeigt, dass die Beobachtung einer einfachen Bewegung - etwa das Abspreizen des Daumens - im Gehirn die gleichen Muster festigt wie die Bewegung selbst, nur leicht abgeschwächt. Man kann somit im Kopf üben, etwa indem der Proband auf einem Bildschirm die Bewegung beobachtet. Sportphysiologen haben das schon früher intuitiv genutzt, indem sie Sportler Bewegungsabläufe betrachten ließen.

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