Hirntraining hilft Gelähmten : Ein Schritt nach dem anderen
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Gelähmter Patient im Exoskelett. Bild: AASDAP/ Lente Viva Filmes
Gelähmt für immer? Nicht unbedingt. Mit Roboterhilfe, Stützskelett und Virtual Reality können Patienten laufen lernen - und ihren Körper plötzlich wieder spüren.
Patienten mit einer vollständigen Lähmung der unteren Gliedmaßen haben die Fähigkeit wiedererlangt, ihre Beinmuskeln zu bewegen sowie Berührungen und Schmerz zu verspüren. Es ist die erste Studie, die zeigt, dass ein langfristiger Gebrauch einer Gehirn-Computer-Schnittstelle die Verbindung zwischen Hirn und Rückenmark offenbar wiederherstellen kann.
Gehhilfe : Laufen mit dem Exoskelett
Diese erstaunliche Beobachtung haben Forscher des brasilianischen „Walk Again Project“ gemacht. Dank eines besonderen Trainings mit einer Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer („Brain-Machine-Interface“), konnten die Gelähmten nicht nur ihre unteren Extremitäten bewegen, sie haben zudem einen Großteil ihrer Blasen- und Darmkontrolle wiedergewonnen. Grundlage des einjährigen Trainings war die Verbindung dreier Komponenten aus dem Bereich der virtuellen Realität, ein automatisiertes Lauftraining („Lokomat“) und ein mechanisches Stützskelett als Gehhilfe („Exoskelett“). Zu Beginn haben acht Patienten „Head-Mounted-Displays“ aufgesetzt bekommen, ein am Kopf befestigter Monitor, der eine Verbindung zwischen den EEG-Strömungen des Hirns und einem Computer sichergestellt hat. Mithilfe ihrer Hirnaktivität mussten die Gelähmten dreidimensionale Figuren in einer virtuellen Welt bewegen.
Durch das Lauftraining im Lokomaten hat das Hirn im nächsten Schritt das Gehen wiedererlernt. Ein Exoskelett wiederum hat den querschnittsgelähmten Patienten anschließend dazu verholfen, sich im Raum zu bewegen – kontrolliert durch elektrische Signale aus dem Gehirn. Die Ergebnisse hat die internationale Forschungsgruppe um Miguel Nicolelis, Direktor des „Duke University Center for Neuroengineering“, im „Scientific Reports“ veröffentlicht. Zukünftige Untersuchungen sollen klären, ob Patienten mit einer relativ neuen Rückenmarksverletzung besser auf die Behandlung mit „Brain-Machine-Interface“ ansprechen, als schon lange gelähmte Menschen. mica