Diätlimonade : Verdächtiger Zuckerersatz
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Diätlimonaden erhöhen das Risiko für Gefäßschäden und damit auch für Herzinfarkt und Schlaganfall. Das ergibt eine Studie, die in den Vereinigten Staaten für Debatten sorgte.
“Hör auf Dein Herz“ fordert eine aktuelle Werbekampagne von Coca-Cola Deutschland und bewirbt damit die Light-Variante des süßen Getränkes als die gesündere Wahl. Eine jetzt online veröffentlichte Studie der Columbia-Universität in New York und der Miami Miller School of Medicine in Miami kann das nicht bestätigen. Darin ging vielmehr der vermehrte Konsum von Diätlimonaden mit einem erhöhten Risiko für Gefäßschäden einher, die beispielsweise in einen Schlaganfall oder Herzinfarkt mündeten. Ein Team um Hannah Gardener befragte 2564 Teilnehmer der Northern-Manhattan-Studie nach ihren Trinkgewohnheiten. Dabei bildeten sie drei Kategorien, was den Konsum an Diätgetränken betrifft: Wer nie oder weniger als einmal im Monat ein Diätgetränk zu sich nahm, gehörte in die erste Gruppe, wer bis zu sechsmal pro Woche trank in die zweite und diejenigen, die täglich mindestens einmal Diätgetränke zu sich nahmen, in die dritte Gruppe. Je drei Kontrollgruppen bildeten jene Probanden, die in gleicher Frequenz statt der mittels Süßstoffen gesüßten Diätgetränke konventionell gezuckerte Limonaden tranken. Nach rund einem Jahrzehnt Beobachtungszeit zeigte sich, dass der tägliche Konsum von Diätlimonaden bei Gruppe drei im Vergleich zur Gruppe eins, die fast nie Diätlimonaden trank, mit einem um 43 Prozent erhöhten Risiko einherging, die Folgen eines Gefäßschadens wie Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Hingegen wurde für keine der Gruppen, die mit Zucker gesüßte Limonaden tranken, ein erhöhtes Gefäßrisiko errechnet (“Journal of General Internal Medicine“, DOI:10.1007/ s11606-011-1968-2).
Nur Zufallsbefunde?
Als diese Ergebnisse im vergangenen Jahr erstmals in Kurzform auf einem Kongress in den Vereinigten Staaten berichtet und veröffentlicht wurden, folgte eine erregte Diskussion nicht nur innerhalb der Fachwelt. Da sich keine plausible Erklärung dafür fand, in welcher Weise Diätgetränke potentiell das Risiko für Gefäßschäden erhöhen könnten, wurde davor gewarnt, mit derartigen „Zufallsbefunden“ die Öffentlichkeit zu verunsichern. Andere spekulierten darüber, dass vielleicht jene Betroffenen, die ohnehin übergewichtiger - und bereits vorgeschädigt - sind, eher zu Diätgetränken greifen könnten. Wenn diese dann mehr Gefäßschäden aufwiesen, etwa eine koronare Herzerkrankung oder Plaques an den zuführenden Blutgefäßen für das Gehirn, würden sie auch eher einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden. Das taugt als Gegenargument jedoch nicht, denn diese mögliche Verfälschung der Ergebnisse haben Gardener und ihre Kollegen berücksichtigt und nur „vergleichbar“ vorerkrankte Probanden miteinander verglichen.
Zwei weitere, ältere Studien brachten den Konsum von Diätgetränken bereits mit dem vermehrten Auftreten eines Metabolischen Syndroms in Zusammenhang. Dieses Syndrom ist durch einen gestörten Fett- und Zuckerstoffwechsel gekennzeichnet und gilt seinerseits als starker Indikator für spätere Gefäßschäden. Eine dänische Studie mit fast 60 000 schwangeren Frauen fand, dass der tägliche Konsum von künstlich gesüßten Softdrinks - anders als der von konventionell gezuckerten Getränken - mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko einherging. Das seien nun, so die Schlussfolgerung der Autoren, genügend Verdachtsmomente, um das Gefährdungspotential von Diätlimonaden genauer zu untersuchen und sie zumindest nicht unkritisch als Alternative zu anderen Süßgetränken zu sehen.