https://www.faz.net/aktuell/wissen/coronavirus-wolfgang-kubicki-sucht-sich-experten-als-bauernopfer-18084879.html

Corona-Angst und Prävention : Treibjagd im Nanny-Staat

  • -Aktualisiert am

Gegen den Maßnahmen-Herbst: Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP beim Landesparteitag der Thüringer Parteikollegen. Bild: dpa

Vorsorgen für den Pandemieherbst? Im Ampelstreit über den Corona-Kurs driftet FDP-Vize Wolfgang Kubicki in die medizinische Steinzeit und sucht sich die Experten als Bauernopfer.

          1 Min.

          Die „angstbasierte Politik“, gegen die der furchtlose FDP-Fraktionsvize Wolfgang Kubicki mit Blick auf die nächste Pandemiezukunft wettert, wird niemand fürchten müssen – oder erhoffen dürfen, wer es lieber mit der Vorsicht hält. Der Staat verwaltet, er stemmt sich nicht mehr mit aller Macht gegen das Virus.

          Gefragt ist nicht, was getan werden könnte und systematisch weiter hochgefahren werden sollte – Stichwort: Lüftungen, Monitoring, Impfkampagnen –, gefragt ist, was man lassen kann. Für überflüssig hält Kubicki offenbar auch die Frage, wann und wie der Infektionsschutz möglicherweise wieder hochgefahren werden muss. Vorsorge zu treffen – Prävention – ist, das muss man dazu wissen, gewissermaßen Kubickis politisches Angstthema.

          Im Ampelvertrag haben die Koalitionäre und damit seine Partei dreiunddreißigmal dokumentiert, für wie modern man Prävention hält: im Kampf gegen ausufernde Gesundheitskosten und Renten, gegen Extremismus, Rassismus, Kindesmissbrauch, gegen Umweltkrisen und Katastrophen überhaupt. Es gibt sogar die Ansage für einen Nationalen Präventionsplan. Bevor dieser allerdings womöglich realisiert werden könnte und damit das, was Kubicki im „portal liberal“ einmal als seinen persönlichen Horror vor dem „Nanny-Staat“ beschrieb und die Idee „irrlichternder Weltverbesserer“, will er wohl nicht aufhören, jeden Fortschritt in diese Richtung zu torpedieren.

          Wie ungeeignet ausgerechnet die Pandemiepolitik dafür ist, lässt die Strategie für sein leichtfertiges „Fürchtet euch nicht“ erkennen. Noch bevor der dafür eingesetzte Sachverständigenrat seine für Ende dieses Monats erwartete Einschätzung zu möglichen Änderungen im Infektionsschutzgesetz vorlegen konnte, treibt Kubicki die Wissenschaft mit dem billigen Hinweis vor sich her, dass ein abermaliges Hochfahren des Infektionsschutzes „ohne Evidenznachweis“ nicht mehr infrage komme. Politische Nötigungen dieser Art waren schon gegen die Ständige Impfkommission übergriffig. Im Fall der Pandemieprävention geben sie über Corona hinaus Grund zur Sorge.

          Weitere Themen

          Lauter Verrisse

          Recht der Rezension : Lauter Verrisse

          Eine Reihe sehr scharf formulierter Buchbesprechungen hat für Unruhe in der Rechtswissenschaft gesorgt. Wie weit Rezensenten gehen dürfen, erörterte eine Tagung in Köln.

          Topmeldungen

          Dortmund nach dem Desaster : Tosendes Schweigen beim BVB

          Aus der lautesten Tribüne der Bundesliga wird nach der verpassten Dortmunder Meisterschaft ein Stillleben der Hilflosigkeit. Edin Terzic kündigt einen neuen Anlauf an – und der ist nicht aussichtslos.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.