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Paxlovid : Warum Corona-Mittel kaum genutzt werden

Eine Ärztin im italienischen Grosseto hält eine Packung Paxlovid in die Kamera. Bild: Reuters

Das Medikament Paxlovid hilft gegen Covid-19. Ärzte verschreiben es in Deutschland dennoch kaum. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

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          Joe Biden hat es geschluckt, Olaf Scholz wohl auch, und Karl Lauterbach twitterte vergangenen Sommer: „Zur Vermeidung von Komplikationen nehme ich Paxlovid.“ Das Mittel wurde Anfang 2022 zugelassen, als erstes Medikament für den Hausgebrauch, das die Vermehrung des gefährlichen Virus hemmt. Es klang wie ein Wunder: Man schluckt ein paar Pillen, und die Gefahr eines schweren Verlaufs ist praktisch gebannt. Endlich, jubelte die Welt, ein Mittel gegen das Virus! Dennoch scheint Paxlovid nun zum Ladenhüter geworden zu sein. Von den eine Million Dosen, die das Bundesgesundheitsministerium geordert hat, riefen Apotheken bislang nur 300 000 Therapieeinheiten ab. Ärzte verschreiben es selten, auch im Klinikalltag spielt es derzeit keine große Rolle. Die Gründe dafür sind überraschend – und haben teils gar nichts mit dem Medikament an sich zu tun.

          Johanna Kuroczik
          Redakteurin im Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Mit Beginn der Pandemie startete die Suche nach einem wirksamen Mittel gegen SARS-CoV-2, möglichst gut verträglich und in Tablettenform. Zunächst setzte man auf Antikörper, die das Virus im Blut abfangen können. Aber sie müssen unter ärztlicher Aufsicht als Infusion in eine Vene gegeben werden, und gegen die Omikron-Variante wirken sie kaum. Das Mittel Remdesivir wirkt auf andere Weise, es hindert das Virus daran, sich zu vermehren – ist aber nur als Infusion verfügbar. Als Durchbruch galten darum die Medikamente in Tablettenform, Paxlovid und das weniger wirksame Molnupiravir. Und tatsächlich brachte Paxlovid seinem Herstellerkonzern 2022 bis zum vergangenen Herbst weltweit mehr als 17 Milliarden US-Dollar ein, im dritten Quartal 2022 machte es ein Drittel des Umsatzes aus. Das Mittel besteht aus zwei Wirkstoffen: Nirmatrelvir hemmt das Enzym 3-Chymotrypsin-like Protease, welches das Virus braucht, um sich zu vermehren. Ritonavir wiederum blockiert ein anderes Protein, wodurch Nirmatrelvir langsamer abgebaut wird. Eine elegante Lösung. Morgens und abends, möglichst genau alle zwölf Stunden, nehmen Infizierte über fünf Tage jeweils zwei Tabletten Nirmatrelvir und eine Ritonavir ein.

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