„Wir stehen am Scheideweg“
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Tübingen: Zwei Altenpflegerinnen im Seniorenheim Bild: dpa
Die Infektionszahlen steigen seit einigen Tagen wieder deutlich. Was diese Entwicklung bedeutet und wie wir darauf reagieren sollten, erklärt die Max-Planck-Forscherin Viola Priesemann im Gespräch.
In den vergangenen Wochen war die Zahl der Neuinfektionen erstaunlicherweise relativ stabil. Wir hatten nur einen leichten Anstieg, ein paar Prozent pro Woche. Und das, obwohl viele Fachleute davon überzeugt waren, dass wir Anfang März mit einem starken Anstieg angesichts der Variante B.1.1.7 zu rechnen haben. Nun haben wir seit einigen Tagen wieder einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Ist das die dritte Welle, von der so oft geredet wurde in den vergangenen Wochen?
Nun, die Welle im Herbst hat sich langsam angekündigt, und diese Welle kündigt sich auch sehr langsam an. In gewisser Weise würde ich sagen: Das ist in beiden Situationen wirklich eine schwierige und fast die schlechtestmögliche Situation. Man sieht, dass die Fallzahlen langsam steigen. Es gibt wenig Geduld, gerade angesichts der großen Pandemiemüdigkeit, Öffnungen zu verschieben. Genauso wie im letzten Herbst. Auch da wollte man nicht schließen. Das Problem ist, dass wir ja trotzdem noch mit dem Virus konfrontiert sind und dass wir die Ausbreitung von B.1.1.7 nur verlangsamt haben. Dieser langsame Anstieg ist ein Problem, weil bei einem langsamen Anstieg kein Alarmsignal klingelt und wir trotz der hohen und weiter steigenden Fallzahlen die Grenzwerte hochsetzen und weiter lockern. Dieser Anstieg wird uns echt Schwierigkeiten machen.
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