Überhitzte Fledermäuse : Siesta im Blätterwald
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Commersons Hufeisennase (Macronycteris commersoni) ist eine Spezies, die ausschließlich auf Madagasgar heimisch ist. Bild: © Biosphoto / FOTOFINDER.COM
Wird es tropischen Fledermäusen zu heiß, verfallen sie minutenlang in eine Art Winterschlaf. Damit regulieren die Tiere ihre Körpertemperatur und schützen sich so vor Überhitzung.
Fledermäuse sind üblicherweise nachtaktiv. Tagsüber ruhen sie, oft gut versteckt, beispielsweise in Höhlen. Manche hängen allerdings an Orten ab, wo es ungemütlich warm werden kann. Wie Fledermäuse mit heftigen Hitzewellen klarkommen, haben jetzt zwei Zoologinnen der Universität Hamburg auf Madagaskar erkundet. Sie entdeckten dort, dass eine entfernte Verwandte der hiesigen Hufeisennasen gleich zwei Strategien zur Klimatisierung nutzt: Zunächst schaltet sie ihren Stoffwechsel zeitweise auf Sparflamme. Und wenn das noch nicht ausreicht, lässt sie ihre Körpertemperatur während der strikten Sparmaßnahmen um mehrere Grad ansteigen.
Das Forschungsobjekt von Stephanie Reher und Kathrin Dausmann vom Zoologischen Institut war (Macronycteris commersoni), eine ausschließlich auf Madagaskar heimische Spezies. Bis zu 90 Gramm schwer und mit einer Flügelspannweite von etwa 60 Zentimetern, ist sie stattlicher als jede europäische Fledermaus. Als Beute bevorzugt sie angemessen große Käfer. Reher und Dausmann studierten Commersons Hufeisennase im Kirindy Forest auf Madagaskars trockener Westseite. Während der Regenzeit von November bis März ist es dort mit durchschnittlich 30 Grad Celsius besonders warm. An den sonnigeren Tagen kann die Lufttemperatur sogar auf mehr als 40 Grad ansteigen.
Da es im Kirindy Forest keine Höhlen gibt, in die sich die Fledermäuse zurückziehen könnten, hängen sie tagsüber an Zweigen im Unterholz. Wenn sie eifrig über ihre Unterarme lecken, können sie sich zwar Kühlung durch Verdunstungskälte verschaffen. Ihr Speichel verdunstet jedoch schnell, denn die relative Luftfeuchtigkeit ist ziemlich gering. Viel Wasser zu verlieren, kann sich Commersons Hufeisennase allerdings nicht leisten. Mit ihren begrenzten Vorräten muss sie sorgsam haushalten.
Drastische Drosselung des Stoffwechsels
Um herauszufinden, wie die Tiere extrem heiße Tage trotzdem unbeschadet überstehen, fingen die Hamburger Zoologinnen einige dieser Fledermäuse mit hauchdünnen Netzen ein. Ihren künftigen Probanden klebten sie dann winzige Sender mit Temperatursensoren direkt auf die Haut. Um anhand des Sauerstoffverbrauchs auch den Stoffwechsel messen zu können, wurden die Tiere in entsprechend ausgestatteten Kammern einquartiert. Wieder entlassen aus dem Dienst für die Wissenschaft wurden die Fledermäuse stets am Abend, damit sie sich flugs eine Mahlzeit suchen konnten.
Erstaunt beobachteten Reher und Dausmann, dass die Fledermäuse ihren Stoffwechsel tagsüber mehrfach drastisch drosselten: In Phasen, die im Durchschnitt nur zwölf Minuten dauerten, sank der Sauerstoffverbrauch auf ein Viertel des normalen Werts. Mit einem so auf Sparflamme geschalteten Stoffwechsel – Torpor genannt – reagieren andere Tierarten auf Nahrungsmangel oder Kälte. Igel und Murmeltiere zum Beispiel machen auf diese Weise „Winterschlaf“. Manche Kolibris verbringen dagegen kühle Nächte in einem derartigen Energiesparmodus. Torpor, der wie bei Commersons Hufeisennase nur ein paar Minuten andauert, war bisher ein unbekanntes Phänomen, schreiben die beiden Forscherinnen in den „Proceedings of the Royal Society B“.