Vögel mit menschlichen Zügen
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Besitzt die Fähigkeit des Perspektivwechsels: der Kolkrabe Bild: dapd
Erwachsene Kolkraben sind nicht nur intelligent, sie können sich in ihresgleichen hineinversetzen. Auf der Nahrungssuche führt dies zu erstaunlich umsichtigem Verhalten.
Raben gelten als besonders clevere Vögel. Bisweilen zeigen sie sogar Fähigkeiten, über die nach gängiger Meinung nur Menschenaffen und Menschen verfügen: Bis zu einem gewissen Grad können sie sich anscheinend in ihresgleichen hineinversetzen, ihre Umwelt also aus der Perspektive eines anderen Artgenossen betrachten. Das haben drei Wissenschaftler von der Universität Wien entdeckt, als sie zahme Kolkraben nach versteckten Leckerbissen suchen ließen.
Vorratshaltung gehört zum typischen Verhaltensrepertoire von Raben. Wenn so ein Vogel auf reiche Beute stößt, hortet er Überschüssiges für magere Zeiten. Solche Vorräte gilt es möglichst außer Sichtweite von Artgenossen anzulegen. Denn bei passender Gelegenheit greifen hungrige Raben nicht nur auf eigene Speisekammern zurück; sie plündern auch gerne, was andere beiseitegeschafft haben. Wie Georgine Szipl, Eva Ringler und Thomas Bugnyar herausfanden, kann ein Kolkrabe offenbar in seine Gedanken einbeziehen, dass ein anderer manches aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachtet als er selbst. Bezeichnenderweise gilt das aber nur für Vögel, die mindestens sechs Monate alt sind. In diesem Alter beginnen Kolkraben, sich hinter Sichtblenden zurückzuziehen, um dort unbeobachtet Futtervorräte anzulegen. Das Verhalten jüngerer Raben erinnert dagegen an das von Kleinkindern, die Verstecken spielen. Bekanntlich brauchen Menschenkinder eine ganze Weile, bis sie in der Lage sind, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
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