Ungewöhnliche Meeressäuger : Mit dem Klimawandel haben die Wale ihre liebe Müh
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Ein Zwergglattwal gleitet durch das blaue Meer. Bild: dpa
Andere Jagdggründe, bedrohte Wanderrouten: Der Klimawandel beeinflusst auch die Wal-Welt. Besonders die Schmelze der großen Eisflächen macht sich bemerkbar.
Wale zählen zu den beliebtesten Studienobjekten der Freilandforschung. Dabei tummeln sich die imposanten Meeressäuger meist unter dem Meeresspiegel, machen es ihren Fans also nicht leicht. Besonders selten gesichtet wird der Zwergglattwal (Caperea marginata), der gemäßigt bis kühl temperierte Meeresregionen der Südhalbkugel durchstreift. Höchstens sechs Meter lang, ist er der kleinste aller Bartenwale, deutlich kleiner als die bis zu zehn Meter langen Zwergwale, die wie der riesige Blauwal zu den Furchenwalen zählen.
Wenig bekannt ist nicht nur über die Lebensweise des Zwergglattwals. Bislang war auch umstritten, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung er zu den anderen Bartenwalen steht. Sein Körperbau deutet darauf hin, dass der Zwergglattwal mit den Glattwalen verwandt ist, also mit Grönlandwal, Nord- und Südkaper. Molekularbiologische Untersuchungen lassen dagegen auf eine engere Verwandtschaft mit Grauwal oder Blauwal schließen.
Rätsel um Herkunft des Zwergglattwals gelöst
Doch nun scheint das Rätsel um die Herkunft des kleinsten Bartenwals gelöst, wie Felix Marx von der Monash University in Clayton, Australien, und Ewan Fordyce von der University of Otago in Dunedin, Neuseeland, in der Online-Zeitschrift „Plos One“ berichten. Danach ist der Zwergglattwal mit Glattwalen und Furchenwalen nur weitläufig verwandt. Er entpuppt sich als letzter Sprössling einer fossilen Walfamilie, die einst artenreich die Weltmeere bevölkert hat. Dass er von diesen Cetotheriiden genannten Walen abstammt, hatten Fordyce und Marx bereits vor einigen Jahren vermutet. Ihre Interpretation anatomischer Merkmale blieb unter Fachkollegen zunächst aber strittig.
Jetzt konnten die Forscher ihre Hypothese bestätigen. Sie entdeckten das „missing link“, das eine Verbindung herstellt zwischen dem Zwergglattwal und den längst ausgestorbenen Cetotheriiden. Dieses Bindeglied ist ein fossiler Wal aus dem späten Miozän. Seiner Ähnlichkeit mit dem Zwergglattwal, der den Gattungsnamen Caperea trägt, verdankt er den Namen Miocaperea. Die Biologen haben das am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart verwahrte Fossil genau unter die Lupe genommen. Sie betrachteten vor allem das außergewöhnlich gut erhaltene Mittel- und Innenohr und den Sitz von Gehör und Gleichgewichtssinn.
Dabei stellte sich heraus, dass der fossile Wal Ohren besitzt, die den typischen Ohren der Cetotheriiden verblüffend ähnlich sehen. Anscheinend hat Miocaperea den traditionellen Bauplan beibehalten, obwohl dieser Wal vor einigen Millionen Jahren weitgehend schon dem heutigen Zwergglattwal glich.
Neue ökologische Erkenntnisse
Wissenschaftlich beschrieben wurde der Zwergglattwal erst im Jahr 1846. Bereits hundert Jahre zuvor hatten die Walfänger den bis zu 16 Meter langen und mitunter mehr als 50 Tonnen schweren Atlantischen Nordkaper (Eubalaena glacialis) beinahe ausgerottet. Wissenschaftler um Joe Roman von der University of Vermont in Burlington und John Nevins von der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) haben sich dem Atlantischen Nordkaper nun unter ökologischen Gesichtspunkten gewidmet. Und zwar in der Fundy Bai, einer Meeresbucht zwischen Nova Scotia und Maine.