Geistvoll genug für zwei Nobelpreise
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Verkannt, verhöhnt und doch vielfach bewundert: DNA-Pionierin Rosalind Franklin starb 1958 im Alter von nur 37 Jahren. Bild: INTERFOTO
Die Mitentdeckerin der DNA-Doppelhelix, Rosalind Franklin, war nicht die tragische Heldin und übergangene Frau, für die sie viele halten. Eine Richtigstellung zu ihrem 100. Geburtstag.
Rosalind Franklin hat einen Nobelpreis verdient, aber nicht bekommen. Der Preis für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix wurde 1962 an James Watson, Francis Crick und Maurice Wilkins gegeben. Rosalind Franklin war bereits 1958 gestorben – 37-jährig.
Es wurde nie bezweifelt, dass Franklins Daten fundamental für die Entdeckung der Doppelhelix waren. Trotzdem entstand die Legende, dass Franklin übervorteilt wurde. In Watsons Buch „The Double Helix“ von 1968, das die Entdeckungsgeschichte beschreibt, gibt er eine unverschämt offene Beschreibung der Protagonisten. Am schlimmsten kommt Franklin weg, die als Einzige nicht mehr lebte. Er beschreibt sie, vernichtend, als unattraktiv, schlecht gekleidet, uncharmant – als „bluestocking“. Er schreibt auch so, als seien er und Crick viel schlauer als sie gewesen. Das nimmt er im Epilog zurück, jedoch nicht aus dem Text. Aber auch bei späteren Gelegenheiten hat er sich weiter über sie lustig gemacht, sie habe ihre eigenen Daten nicht verstanden: „Rosy was a fool.“ Das habe ich selbst erlebt. Sein Ego hatte das wohl nötig als Rache dafür, dass sie früh den unverzeihlichen Fehler machte, ihm zu sagen, was sie von seiner mangelnden Kompetenz hielt.
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