Wie der Weltklimarat ins Stimmungshoch rutschte
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„Lebenswerte Zukunft“: Der IPCC übt sich in Zweckoptimismus und schönen Worten. Bild: dpa
Machbar, vielversprechend, effektiv: Der Weltklimarat zwischen Horror und blumigem Aufbruch. Im neuen Bericht will er die Welt mit Verve aus der Katastrophe navigieren. Manchem geht das nicht weit genug.
Ein Kochbuch für die Klimarettung, so was fehlte noch in der langen Liste der IPCC-Œuvres. Was der Weltklimarat, der „Intergovernmental Panel on Climate Change“, kurz IPCC, stattdessen in seinen 35 Jahren gutachterlicher Kärrnerarbeit hervorgebracht hatte, war stets mehr Anklage und Katastrophenwarnung als wissenschaftlicher Stimmungsaufheller. Offensichtlich sollte das diesmal radikal anders werden.
Bei der Vorstellung des Syntheseberichts für den sechsten Sachstandsbericht in dieser Woche hat die Spitze des IPCC sich in seinem Zweckoptimismus selbst übertroffen: Hoesung Lee, Vorsitzender des zwischenstaatlichen Rates, sprach wiederholt von der „Botschaft der Hoffnung“. Auch in der zeitgleich ausgelieferten Pressemitteilung ist an vorderster Stelle nicht von der nie dagewesenen Dringlichkeit des Handelns die Rede, sondern von „vielfachen, machbaren und effektiven Optionen“, die wir als Menschheit zur Bekämpfung des selbstverschuldeten Klimawandels in Händen hielten. Und von einem der deutschen Hauptautoren des neuen IPCC-Berichts, Matthias Garschagen, hörte man den immer wieder vernehmbaren Hinweis: „Wir haben es immer noch selbst in der Hand.“ Lösungsorientiert wollte man sein, konstruktiv statt destruktiv.
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