Irgendwann passiert es
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Bevor Kinder sich in Jugendliche verwandeln – und erstmals sexuell aktiv werden: Die HPV-Impfung wird im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Bild: Getty
Humane Papillomaviren können Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs auslösen. Krankenkassen bezahlten eine Impfung bislang nur für Mädchen. Wäre das nicht auch für Jungen sinnvoll?
Sechzehn ist ein magisches Alter. Das Jugendschutzgesetz erlaubt von da an den Genuss von Bier, Sekt oder Wein; das Medium Whatsapp steht einem offen, die Disco immerhin bis Mitternacht und geheiratet werden darf auch, theoretisch. Sex unter Jugendlichen allerdings ist viel früher gestattet: ab 14, und zum ersten Mal passiert es durchschnittlich mit rund 15 Jahren. Dann ist es eigentlich schon zu spät, sich Gedanken zu machen über eine Impfung, die vor mehr als unangenehmen Infektionen schützen kann. Vor Erregern, die bei einem Teil der Infizierten im Lauf der Jahre zu Krebs führen können, und zwar bei Männern wie Frauen. Diesen Schutz können Eltern ihren Kindern mitgeben, bevor sie auf Geschichten von Bienen und Blumen verzichten und zu einer ernsthaften Sexualaufklärung übergehen: Die Ständige Impfkommission empfiehlt, Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren gegen Humane Papillomaviren, HPV, zu impfen. Je früher, desto besser und möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr; bis zum 18. Geburtstag kann nachgeimpft werden.

Verantwortlich für das Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Was in Deutschland bisher nur für Mädchen galt, wird jetzt auf die Jungen ausgeweitet, wie es in Kanada, Australien, Italien, Österreich und der Schweiz auf ähnliche Weise seit längerem der Fall ist. Aus guten, teils tragischen Gründen. Wer unbedingt meint, fürs bessere Verständnis eindrückliches Fotomaterial zu brauchen, der setze Google später auf „genital warts“ oder Genitalwarzen an – Vorsicht, das ist, wonach es klingt, während von einer Bildersuche mit Begriffen wie Anal-, Penis- oder Tonsillenkarzinom lieber abzuraten wäre, doch genau darum geht es hier. Um Krebs, und die bedeutsame Zahl 16 spielt dabei eine entscheidende Rolle. Um Sex geht es ebenfalls, denn wie aktiv ein Mensch ist und mit welchen Praktiken, wie viele Partner er hat und wann es beginnt: All das hat Einfluss auf das HPV-Geschehen, das die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet und sich mit den üblichen Verhütungsmethoden nicht aufhalten lässt. Ein über den Penis gerolltes Kondom schützt vor Tripper oder Chlamydien, aber nicht vor einer Infektion mit HPV: „Die Papillomaviren sitzen eben auch in anderen Regionen der Genitalien, etwa im Dammbereich oder am Hodensack“, erklärt Alexander Kreuter, Chefarzt an der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen.
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