Im Strudel der Kolonialzeit
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Die Seuche, die wir als Aids fürchten gelernt haben, nahm um das Jahr 1900 ihren Anfang und ist eng verbunden mit der Kolonialgeschichte. Bild: Illustration Julia Ossko und Eugen Schulz
Das Virus HIV ist vom Affen auf den Menschen übergesprungen – wann und wo? Eine Spurensuche in der Demokratischen Republik Kongo und in Kamerun.
Für Delphine Masikini beginnt jeder Arbeitstag damit, dass sie in Kinshasa gegen sieben Uhr morgens ein Motorradtaxi besteigt. Das bahnt sich seinen Weg durch die endlosen Staus, vorbei an Händlern, Wegelagerern und Überlebenskünstlern dieser 17-Millionen-Metropole. Weiter geht es auf kaputten Straßen, an deren Reparatur chinesische Investoren kein Interesse haben, so sagt man, weil diese nicht zum Flughafen führen, hinauf zur Universität von Kinshasa. Masikini betritt das Gelände durch einen Torbogen, durchquert den Innenhof und nimmt im Gebäude links die Treppe in den zweiten Stock. Dort öffnet sie das Vorhängeschloss an einer kaputten Tür und erreicht das Labor der histopathologischen Abteilung, ihren Arbeitsplatz.
Die Universität liegt 25 Kilometer südlich vom Zentrum Kinshasas, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, auf einem Hügel. Die Belgier hatten sie 1954 errichtet – sechs Jahre vor der Unabhängigkeit ihrer Kolonie, in einem funktionalen, an Bauhaus erinnernden Stil. Mittlerweile sind die Gebäude marode, die Bibliothek zählt gerade mal 300 Titel, und doch konnten Forscher hier einen Schatz bergen, der uns anhand viraler Fragmente die Anfänge der Aids-Pandemie nachvollziehen lässt und am Ende auch zu ihrer Quelle führt.
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