Heute in der Zeitung : Kritik am Hautkrebs-Screening
- Aktualisiert am
Die Seite N1 der Ausgabe von diesem Mittwoch Bild: F.A.Z.
Vom unbekannten Immunleiden der Pflanzen und von einem radikalen Ansatz zur Patientenvorsorge aus Schweden sowie vom Großen Roten Fleck auf dem Jupiter und dem Stammbaum der Vögel sowie vom zweifelhaften Erfolg der Hautkrebsfrüherkennung berichten wir in der heutigen F.A.Z.-Beilage „Natur und Wissenschaft“.
Wie alle Lebewesen verfügen auch Pflanzen über ein Immunsystem. Läuft es aus dem Ruder, verkümmert die betroffene Pflanze oder stirbt ganz ab, wie man bei der Ackerschmalwand beobachtet hat. Hinter dem Großen Roten Fleck auf dem Jupiter verbirgt sich ein gewaltiger Wirbelsturm. Nun hat man herausgefunden, wie er zu seiner eigentümlichen rötlichen Farbe gekommen ist. Die Vögel gelten als Nachfahren der Dinosaurier. Eine große internationale Forschergruppe hat nun die Evolution der Vögel mit Supercomputern simuliert und überraschenden Erkenntnisse über den Stammbaum dieser Tiere gewonnen. Eine perfekte Gesundheitsvorsorge geht das überhaupt? In Schweden ist eine Startup-Firma mit kompetenten Ärzten angetreten, Krebs, Herzkreislauferkrankungen und andere Leiden auszumerzen. Die flächendeckende Hautkrebsfrüherkennung in Deutschland ist weltweit einmalig und verschlingt Millionen. Dabei steht die Evaluation noch immer aus. Was leistet das teure Programm überhaupt? Dieser Frage ist unsere Mitarbeiterin Hildegard Kaulen nachgegangen.
Hier Auszüge aus dem Artikel:
„...Die Unterzeichner fordern, dass alle Studiendaten offengelegt und wissenschaftlich diskutiert werden. Eckhard Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention in Hamburg, Initiator des Modellprojektes, sagt dazu, dass das Projekt als Machbarkeitsstudie und nicht als Früherkennungsstudie angelegt gewesen sei und mit der Maßgabe durchgeführt worden sei, die 'Durchführungsmöglichkeiten eines 2-stufigen Hautkrebsfrüherkennungsprogramms' unter 'Realbedingungen' zu überprüfen. Dabei hätten sich erste Hinweise auf sogenannte Screening-Effekte ergeben, wie die Steigerung der Inzidenz, die Verschiebung der Stadien und eine Reduktion der Mortalität, die auf eine erfolgreiche Früherkennungsmaßnahme hindeuten könnten (...) Das Hautkrebs-Screening ist mit der Erwartung eingeführt worden, dass schwarzer Hautkrebs früher entdeckt wird, dass in der Frühphase bessere Überlebenschancen bestehen und dass die Melanom-Sterblichkeit in der Bundesrepublik zurückgehen wird. Außerdem sollte jede Art von früh entdecktem Hautkrebs schonender und vielleicht sogar kostengünstiger behandelt werden. Angesichts dieser Erwartungen wäre die Erfassung von harten Endpunkten, wie dem Rückgang der Melanom-Mortalität, angezeigt. Eine solche Bewertung ist aber von Anfang an nicht vorgesehen gewesen. Die Zielparameter, die für die Evaluation des Hautkrebs-Screenings in der Krebsfrüherkennungsrichtlinie genannt werden, bewerten nur den Screening-Prozess. Es sind sogenannte Prozessparameter. Ein Rückgang der Melanom-Sterblichkeit lässt sich damit gar nicht erfassen. (...) Es gibt keine einzige kontrollierte randomisierte Studie, die den Nutzen des Hautkrebs-Screenings eindeutig belegt. Das hat auch der Gemeinsame Bundesausschuss bei der Einführung des bundesdeutschen Programms eingeräumt. In Deutschland ist mit der Einführung des bundesdeutschen Screenings die Chance auf eine kontrollierte randomisierte Studie vertan worden, weil es keine Region mehr ohne Screening gibt. In Australien ist eine kontrollierte randomisierte Studie wegen fehlender Finanzierung abgebrochen worden. Kein anderes Land der Welt hat ein vergleichbares Programm eingeführt. Auch nicht Australien, wo Hautkrebs dreimal häufiger ist als in Deutschland...“
Der vollständige Artikel ist in der Mittwochsbeilage „Natur und Wissenschaft“ der F.A.Z. zu lesen.
Sie können die F.A.Z. hier auch als E-Paper herunterladen.
Ansprechpartner: wissenschaft@faz.de