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Halloween am „Dark Matter Day“ : Materie zum Gruseln

Halloween Bild: dpa

Ein Datum für beides: Die Nacht der Hexen, Geister und Zombies - Halloween - und der Tag der Dunklen Materie. Mysteriös ist beides, dachten sich die Teilchenphysiker. Aber reicht der Humbug auch zum Gruseln? Eine Glosse.

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          Was haben Philosophen sich abgemüht, um die Unterscheidung von Wissenschaft und Humbug sauber zu markieren. Der Wiener Kreis versuchte es mit der Forderung nach möglicher Verifikation, Karl Popper sah die Kluft zu Metaphysik und Pseudowissenschaft in dort fehlender empirischer Widerlegbarkeit begründet. Dass ein Abgrenzungskriterium wünschenswert und notwendig ist, darin waren sie sich einig. Wie sollte man sonst Sinn und Unsinn, Seriöses und Hokuspokus unterscheiden?

          Heute, knapp hundert Jahre später, kümmern uns derartige Sorgen weniger: Eine internationale Gruppe von Wissenschaftskommunikatoren aus der Teilchenphysik hat den „Dark Matter Day“ – den weltweiten Tag der Dunklen Materie – auf den heutigen 31. Oktober gelegt. Auf Halloween also. Und das nicht einmal zufällig: „Einige Teile der Welt feiern das Unsichtbare – alles Gespenstische, Rätselhafte, Spirituelle und sogar Schauerliche eingeschlossen – mit Traditionen wie Halloween“, heißt es auf deren Webpage.

          Dass der Tag der Dunklen Materie mit Halloween zusammenfällt, solle die Aufmerksamkeit auf die mysteriöse und flüchtige Natur dieses Phänomens lenken. Hexen, Geister, Zombies – und Dunkle Materie. Dabei stimmt es ja, dass die Dunkle Materie uns rätselhaft erscheint. Viele unabhängige astronomische Beobachtungen auf ganz unterschiedlichen Skalen des Universums deuten auf ihre Existenz hin. Auf dieser Grundlage wissen wir immerhin, welche Eigenschaften diese Materieform, die sich von allem uns Bekannten unterscheiden muss, haben sollte: Sie wechselwirkt im Wesentlichen nur gravitativ, sie ist kalt und rund fünfmal so häufig wie normale Materie.

          Physiker haben unzählige theoretisch denkbare Kandidaten ersonnen. Nur gefunden haben sie seit Jahrzehnten und in zahlreichen Experimenten noch nichts. Das kann man beunruhigend oder auch spannend finden. Gruselig ist es zumindest nicht. Aber wenn die heutige Termindoppelung dazu führt, dass wir an unserer Haustür nicht mehr von Kindern behelligt werden, die aufdringlich Süßigkeiten fordern, sondern stattdessen von Jungforschern, die uns über die Rätsel des Kosmos aufklären, dann wollen wir uns darüber ja gar nicht weiter beschweren.

          Sibylle Anderl
          Redakteurin im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

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