Wer denkt sich das alles bloß aus?
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Zum verschwörungstheoretischen Denken gehört seit jeher die Abwehr des Verdachts, es sei verschwörungstheoretisch. Insoweit zeigten sich auch diese Düsseldorfer Demonstranten am 6. Dezember 2020 der Rationalität verpflichtet. Bild: dpa
Wie kann man Verschwörungstheorien verstehen? Es mehren sich Versuche, an die Kritische Theorie anzuknüpfen. Sozialwissenschaftler aus Frankfurt stellten im amerikanischen Exil empirische Forschungen zum Thema an. Ein Gastbeitrag.
Die Okkupation des Kapitols in Washington durch Anhänger des Präsidenten Trump vor einem Jahr veranlasste den Kulturwissenschaftler Philipp Felsch, im Feuilleton dieser Zeitung Überlegungen zur „pandemischen Verbreitung von Verschwörungstheorien“ anzustellen. Um den Zusammenhang zwischen der Konjunktur „neuer Verdachtstheorien“ und der „gegenwärtigen Lage“ beziehungsweise der „geistigen Situation der Zeit“ zu untersuchen, schlug Felsch ein „Gedankenexperiment“ vor: Man solle sich in die späten Sechzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts zurückversetzen.
Damals sei, in den Reihen der außerparlamentarischen Opposition, ebenfalls eine Affinität zum Verschwörungsdenken zu beobachten gewesen. Als Stichwortgeber für „Versuche, gesellschaftliche oder politische Phänomene dem Wirken ‚irgendwelcher mächtigen Individuen oder Gruppen‘ zuzuschreiben“ (so die Definition Karl Poppers), habe die Kritische Theorie, besonders Herbert Marcuse, gedient. Und tatsächlich, so Felsch, scheint solcher Anschluss durch eine „verschwörungstheoretische Seite der Kritischen Theorie“ ermöglicht worden zu sein. Zumindest auf den ersten Blick ist auch für sie eine „Hermeneutik des Verdachts“ leitend.
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