Vielfacher unartikulierter Aufschrei der erregten Menschenmasse
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Heilsgeschichtliche Turbulenzen beflügeln die kompositorische Phantasie: Eine Magdeburger Tagung über Georg Philipp Telemanns Passionen.
In der vorösterlichen Fastenzeit des frühen und mittleren achtzehnten Jahrhunderts blieb in Hamburg das Opernhaus geschlossen. Dafür wurden in Privathäusern und anderen Sälen Oratorien aufgeführt, so die populäre und vielfach vertonte Dichtung von Barthold Hinrich Brockes „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ von 1712. Die Kirchen ihrerseits waren erfüllt von Evangelium-Passionen, die in den Gottesdienst integriert wurden, „vor und nach der Predigt abgesungen“, wie der „Hamburger Relations-Courier“ mitteilte. Eine solche Passionsmusik „wanderte“ vom Sonntag Invocabit bis Karfreitag durch dreizehn Haupt- und Nebenkirchen; den Anfang machte stets die ehrwürdige Petrikirche.
Von Georg Philipp Telemann, aus Magdeburg gebürtig und zwischen 1721 und 1767 Städtischer Musikdirektor der Hamburger Kirchen, sind von insgesamt 46 Evangelium-Passionen 36 gedruckte Libretti erhalten, von immerhin 22 Werken auch die Musik. Dieser Bestand bildete jetzt die Grundlage für eine wissenschaftliche Konferenz in Magdeburg, dem Heimatort der deutschsprachigen Telemann-Forschung. 1961 begann dort die Tradition der Hinwendung zu einem der wirkmächtigsten Komponisten des achtzehnten Jahrhunderts, der übrigens auch in Frankfurt am Main als Städtischer Musikdirektor produktiv war (1712 bis 1721) und hier unter anderem seine Version der Brockes-Passion uraufführte.
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