Manager der eigenen Unfähigkeit
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Wenn es mit dem Abnehmen nicht richtig klappt, lehren Diätunternehmen wie Weight Watchers vor allem, wie man sein Scheitern in der heutigen Leistungsgesellschaft rechtfertigt. Bild: dpa
Akzeptiert unsere Gesellschaft Misserfolge? Wenn Übergewichtige dick bleiben, Raucher weiter rauchen oder Suchtkranke süchtig bleiben, ist es mit der Toleranz schnell vorbei.
Wenn unsere Gesellschaft in ihrer Selbstbeschreibung als eine Leistungsgesellschaft wahrgenommen wird, dann ist sie mit Sicherheit auch eine Fähigkeitsgesellschaft. Fähigkeiten gilt es zu erlernen und zu verbessern. Möglichst lebenslang sind neue Fähigkeiten zu erwerben, insbesondere natürlich die Fähigkeit, den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden. Eigentlich ist niemand mehr zu irgendetwas wirklich unfähig – er hat sich bei Misserfolgen einfach nicht genug bemüht, hat zu wenig an sich geglaubt oder zu früh aufgegeben. Man muss nicht alles schaffen, aber man darf nie daran zweifeln, dass man nicht grundsätzlich dazu fähig gewesen wäre.
Interessant wird es aber, wenn das Dogma der Fähigkeit an körperliche Grenzen stößt. Dass manche Körper bestimmte Dinge einfach nicht können, dass also ein Mensch mit Behinderung in seinen Möglichkeiten eingeschränkt bleiben wird oder dass Übergewichtige dick bleiben werden, Raucher weiterhin rauchen oder Suchtkranke süchtig bleiben trotz aller Therapieversuche: Das passt nicht in die gesellschaftliche Erwartung. Wie groß ist die gesellschaftliche Toleranz gegenüber dem dysfunktionalen Körper?
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