Der Eichmann-Bericht oder der Fall Hannah Arendt
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Vor den Augen der Welt: Das Publikum des Eichmann Prozesses im April 1961. Bild: mauritius images / Keystone Pres
Hannah Arendts Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ löste scharfe Kontroversen aus. Der „Spiegel“ beauftragte den Historiker Joseph Wulf mit einer Rezension. Das Nachrichtenmagazin wollte sie nicht drucken, hier wird sie erstmals veröffentlicht.
Nicht aus formalistischen Gründen, weil sie Professor für Politische- und Geisteswissenschaften ist oder seit 1959 der berühmten Princeton Universität angehört, muss ein Buch von Hannah Arendt aufmerksam gelesen werden. Wer „Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft“ kennt, schätzt sie als Wissenschaftlerin von Format, und die Biographie Rahel Varnhagens zeugt von schriftstellerischen Qualitäten. Beide Werke – Hannah Arendt veröffentlichte noch andere vorzügliche Bücher und Studien – beweisen, welche Autorin mit einer Mischung von tiefem und schönem Verstand (Kant) sie ist, deren Urteilsvermögen und Denkfähigkeit sich mit beachtlicher schriftstellerischer Veranlagung und Wendigkeit paaren.
Es war fatal und unheilvoll für Frau Arendts „Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ (zur Hälfte ist es kein Bericht über den Prozess, sondern eine Stellungnahme zu sehr komplizierten und verwickelten Problemen), dass dieser „Bericht“ ursprünglich in „The New Yorker“ erschien und sie beim Behandeln des Themas für die Zeitschrift andere als bei ihr sonst übliche Forschungsmaßstäbe anlegte. Der Zeitschriftenbericht ist voll falscher Thesen, Unrichtigkeiten, Irrtümer und Trugbilder.
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