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Soll ganz, ganz früher ein Linker gewesen sein, jedenfalls steht das in dem autobiographischen Buch, das er schon 2009 veröffentlichte: Jan Fleischhauer schrieb früher für den „Spiegel“ und ist heute Kolumnist des „Focus“. Bild: dpa
Der „Renegat“ ist ein unbestimmtes Wesen, dessen Kontur nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Nun ist das Phänomen der politischen Abtrünnigkeit psychologisch betrachtet worden.
Wer zur Linken gehörte, inzwischen aber politisch deutlich anders eingestellt ist, kann jeweils eigene Motive haben. Der „Renegat“ ist deshalb ein unbestimmtes Wesen, dessen Kontur nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. In der Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung versucht man seinen Umriss zu zeichnen: „seinen“, weil ausschließlich Männer behandelt werden („Renegaten. Konjunktur einer Kippfigur“, Mittelweg 36, Jg. 32, 2023, Heft 1). Man findet eine Reihe von ihnen genannt: Der Wirtschaftsliberale Rainer Hank, pensionierter Ressortleiter der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, steht neben einem gemäßigt Konservativen wie Jan Fleischhauer, der ehemalige „Pflasterstrand“-, „Spiegel“- und jetzige „Cicero“-Autor Reinhard Mohr neben dem bei Antaios publizierenden Manfred Kleine-Hartlage.
Die Einleitung von Carolin Amlinger, Nicola Gess und Lea Liese setzt den Ton für die meisten Beiträge. Alle genannten Ex-Linken haben ihren Abschied in Buchpublikationen zum Thema gemacht. Eigentlich aber gelten sie, die „selbsternannten Renegaten“, den Autorinnen als komische Figuren; die „Tragödie“ der abtrünnigen Kommunisten der Zwischen- und Nachkriegszeit werde von ihnen nachgespielt und damit zur „Farce“. Diagnostiziert wird eine „Pose“, die „nach Aufmerksamkeit giert“. Zudem sei der Renegat wahrscheinlich als Fall von „gekränkter Männlichkeit“ zu sehen.
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