Opiate fürs Volk
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Im Bundesstaat West Virginia ist der Bedarf an solchen Entzugszentren groß. Bild: AFP
Die Drogenkrise zerstört Millionen Leben in den Vereinigten Staaten. Schuld tragen nicht die Mexikaner, wie Donald Trump sagt, sondern die amerikanische Pharmaindustrie. Ärzte verschreiben zuhauf Schmerzmittel, die süchtig machen.
In Amerika sagt man über manche Menschen, sie seien „larger than life“, zu großartig für diese Welt, und meistens dann, wenn sie jung gestorben sind. Selbst wer in den Vereinigten Staaten die Highschool nur kurze Zeit als Austauschschüler besuchte, kennt vermutlich so einen Fall - und er war mit jemandem wie James Bell befreundet, Jahrgang 1989, aus Montgomery, Alabama, der eigentlich anders heißt. James hatte Charisma.
Er war beliebt bei Mitschülern und Lehrern, spielte im Football-Team und wollte auf ein gutes College gehen. Auf Fotos aus seinem letzten Schuljahr strahlt er in die Kamera, hält auf einigen einen Becher Alkohol in der Hand. Was man nicht sieht: Er warf auch Tabletten ein, Oxycodon etwa. Ein Opioid, also ein opiumähnlicher Stoff, stärker noch als Morphium, für das man aber im konservativen Alabama 2007 keine Dealer in düsteren Seitenstraßen ansteuern musste. Schüler vertickten Pillen, die ihnen ihr Arzt verschrieben hatte oder die sie aus den Arzneischränken ihrer Eltern geklaut hatten. Für viele Teenager, auch aus wohlhabenden Elternhäusern, war der Konsum so normal wie Cannabis oder Bier, für einige der Anfang einer Sucht. James Bell starb 2011 mit 22 Jahren an einer Überdosis.
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