Forschungsgeschenke 2015 (3) : O lass ihn ein
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Bild: Jan Bazing
Große Träume überlässt der Weihnachtsmann den anderen. Doch was die irdischen Weltraumspäher auf der Suche nach der „zweiten Erde“ und extraterrestrischer Liebe entdeckt haben, öffnet auch ihm die Tür in ferne Welten.
Nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung, manche zerfallen sogar zu digitalem Staub. Bei der Suche nach einem Planeten beim nächstgelegenen Stern Alpha Centauri war der Wunsch nach Erfolg wohl so groß, dass die Astronomen einem Phantom aufsaßen, geschuldet dem profanen irdischen Zeitmanagement: Die Forscher mussten ihr Teleskop mit anderen teilen, alle paar Wochen nur durften sie es auf ihr Zielobjekt richten. Das vermeintliche Planetensignal entstand durch lückenhafte Daten, bei einer kontinuierlichen Beobachtung wäre es gar nicht erst aufgetaucht. Die vielbeschworene "zweite Erde" wäre der Planet mit seinen drei Tagen Umlaufzeit ohnehin nicht gewesen. Die aber steht ganz oben auf der Wunschliste der Astronomen: Ein Planet, etwa so groß wie der unsrige, mit fester Oberfläche in der "habitablen Zone" seines Sterns.
Ein Himmelskörper, wie er praktisch in jeder Folge der Fernsehserie "Raumschiff Enterprise" vorkommt - mit angenehmen Temperaturen, atembarer Luft und wohlvertrauter Schwerkraft. Doch die Erfüllung des Wunschs nach einer zweiten Erde ist bislang ausgeblieben. Zwanzig Jahre nach der Entdeckung des ersten Exoplaneten bei einem sonnenähnlichen Stern sind zwar fast 2000 ferne Welten bekannt, Überlebenschancen hätte die Crew der Enterprise wohl auf keinen von ihnen. Die meisten sind nach unseren Maßstäben geradezu exotisch. Ist unser Sonnensystem also doch ein außergewöhnlicher Ort? Wahrscheinlich nicht. Es liegt an unseren begrenzten Entdeckungsmöglichkeiten, dass wir bislang vor allem die "schrägen Vögel" unter den Exoplaneten gefunden haben. Neue Teleskope und Instrumente werden vielleicht bald geeignete Kandidaten für die Erde 2.0 finden. Man muss es sich nur ganz fest wünschen. (hatt)
Es lacht das Herz
Weihnachten, das ist das Fest der Liebe. Doch wenn man sich auf unserem Planeten momentan so umsieht, dann kann man fast auf die Idee kommen, dass die auf unseren Weihnachtsmärkten weit verbreiteten Lebkuchenherzen global gesehen relativ einsame Vorkämpfer für die angebliche Vormacht der zwischenmenschlichen Herzlichkeit sind. Ansonsten: Krieg und Leid und Konflikte und Terror. Was liegt da näher, als den Blick gen Himmel schweifen zu lassen? Und siehe da: was wir auf der Erde angesichts deprimierender Nachrichtenlagen oft so schmerzlich vermissen, das bietet sich uns anderswo im Sonnensystem. Als sich im Juli die Raumsonde "New Horizons" der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa unserem ehemaligen Ko-Planeten Pluto näherte, war die Überraschung groß. Plutos Oberfläche wird durch ein riesiges Herz geziert, 1600 Kilometer im Durchmesser, fast makellos in seinem Inneren.
„Wow", so war die von der Nasa überlieferte spontane Reaktion des Leiters der Mission, Alan Stern. Fast zehn Jahre musste New Horizons durch den Weltraum reisen, um Plutos wunderbare Oberflächenbotschaft zu entdecken. Ein weiteres Wunder der Weltraumtechnologie, von dem man sich durchaus dazu inspiriert fühlen darf, Plutos Bekenntnis zur Liebe auf unseren eigenen Planeten zu transferieren. Ein schöner Weihnachtstraum wäre das, wenn der erste Eindruck, den die Erde auf interplanetarisch Reisende macht, ein Eindruck der Liebe wäre. Doch leider muss man sich wohl eingestehen: Wir können Sonden zu Pluto schicken, wir können die Entstehung und Entwicklung des Universums verstehen. Aber im Vergleich zu einer liebesgeleiteten, friedlichen Gestaltung unserer irdischen Zukunft scheint jede noch so atemberaubende Weltraummission ein bloßer Spaziergang zu sein. (sian)